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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Everest-Winterpionier Wielicki: „Akklimatisation ist der Schlüssel“

Krzysztof Wielicki

Krzysztof Wielicki

Krzysztof Wielicki wirkt skeptisch. „Ich glaube, dass sie ein Problem kriegen, weil sie bisher nur in Lager 3 übernachtet haben und nicht auf 8000 Metern“, antwortet mir der Pole, als ich ihn auf der Sportartikelmesse ISPO in München treffe und ihn nach den Chancen des Basken Alex Txikon am Mount Everest frage. Txikon, der den höchsten Berg der Erde in diesem Winter ohne Flaschensauerstoff besteigen will, hockt im Basislager in den Startlöchern für seinen ersten Gipfelversuch. „Meiner Meinung nach sollte man vorher am Südsattel geschlafen haben“, sagt Wielicki. „Ich wünsche ihm viel Glück und hoffe, dass nichts passiert. Hauptsache, sie kommen sicher zurück. Ob mit oder ohne Gipfelerfolg.“

Wielicki about Txikon: They can have a problem

Am Gipfel Flasche leer

Wielicki (l.) und Cichy nach ihrem Gipfelerfolg

Wielicki (l.) und Cichy nach ihrem Gipfelerfolg

Der inzwischen 67-Jährige weiß, wovon er spricht. Mit seinem Landsmann Leszek Cichy gelang Wielicki am 17. Februar 1980 am Everest die erste Winterbesteigung eines Achttausenders überhaupt. Oberhalb des Südsattels nutzten sie Flaschensauerstoff, “weil wir nicht wussten, dass es ohne geht”, erzählt Krzysztof. „Unser Expeditionsleiter [Andrzej Zawada] sagte, hier ist die Flasche. Die müsst ihr tragen. Eine Flasche, neun Kilo! Als wir den Gipfel erreichten, stellten wir fest, dass die Flaschen leer waren.“

Nie wieder Atemmaske

Trotz einer Durchflussmenge von nur zwei Litern pro Minute habe der Sauerstoff nur für drei, vier Stunden gereicht. „Die Maske war gefroren. Ich habe überhaupt nicht gemerkt, dass ich Sauerstoff atme“, erzählt Wielicki. „Es war schrecklich. Ich habe danach nie wieder Flaschensauerstoff benutzt.“ Auch ohne Atemmaske blieb der Pole ein Pionier. 1986 gelang ihm mit seinem Landsmann Jerzy Kukuczka die erste Winterbesteigung des Kangchendzönga (8586 Meter). 1988 bestieg Krzysztof den Lhotse (8516 Meter) nicht nur erstmals im Winter, sondern auch als Erster solo. 1996 wurde Wielicki der fünfte Mensch, der auf allen 14 Achttausendern gestanden hatte.  Flaschensauerstoff sei „nicht nötig, wenn du gut akklimatisiert bist“, findet der Pole. „Das ist der Schlüssel.“

Wielicki: It was horrible

Immer noch Finanzierungsprobleme

K 2

K 2

Im Winter 2017/2018 will Krzysztof Wielicki eine polnische Winterexpedition zum K 2 leiten, dem einzigen Achttausender, der noch nicht in der kalten Jahreszeit bestiegen wurde. Noch immer ist die geplante Finanzierung durch polnische Regierungsunternehmen nicht endgültig unter Dach und Fach. „Wir sind schon etwas enttäuscht von der Regierung“, sagt Wielicki. „Aber wir werden kämpfen, und ich hoffe, dass wir die Probleme überwinden können.“ Derzeit stünden 14 Namen auf seiner Kandidatenliste, am Ende werde er voraussichtlich ein Achterteam zusammenstellen.

Wielicki: I hope we can overcome the problem

„Die schwierigste Herausforderung“

Denis Urubko

Denis Urubko

Adam Bielecki, dem 2012 die erste Winterbesteigung des Gasherbrum I (8080 Meter) und 2013 des Broad Peak (8051 Meter) gelang, werde sicher dazugehören, sagt Wielicki. Und auch Denis Urubko, Wintererstbesteiger des Makalu (8485 Meter) und des Gasherbrum II (8034 Meter): „Er möchte mit. Und wir wollen ihn auch. Ich denke, er wird uns begleiten.“ Urubko ist zwar in Kasachstan geboren, hat inzwischen aber einen russischen und einen polnischen Pass. Wielicki und Urubko waren im Winter 2002/2003 schon einmal gemeinsam am K 2, dem mit 8611 Metern zweithöchsten Berg der Erde. Auch damals leitete Wielicki die Expedition, bei der das Team über die chinesische Nordseite aufstieg. Urubko erreichte eine Höhe von 7650 Metern, ehe er und sein Seilpartner vom schlechten Wetter gestoppt wurden und die Expedition abgebrochen wurde. Diesmal ist ein Versuch über die pakistanische Seite des K 2 geplant. „Entweder über den Abruzzengrat oder über die Cesen/Basken-Route, je nach den Verhältnissen in der Wand“, sagt Krzysztof Wielicki. „Ich denke, wenn wir von Winterexpeditionen an den Achttausendern reden, ist es die letzte und schwierigste Herausforderung.“

Wielicki: K 2 the last and most difficult challenge

Datum

8. Februar 2017 | 22:25

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