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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Das Risiko fliegt mit

15 Menschen starben bei dem Absturz nahe Jomsom

„Der gefährlichste Teil unserer Expedition liegt hinter uns.“ Oft habe ich diesen Satz schon gehört, wenn wir nach einem Inlandsflug in Nepal heile gelandet waren. Wer im Himalaya eine ein- oder zweimotorige Propellermaschine oder auch einen Hubschrauber besteigt, muss sich darüber im Klaren sein, dass er ein größeres Risiko eingeht, als wenn er in Europa eine Kaffeefahrt bucht. „Auch bei Inlandsflügen sollte renommierten Fluggesellschaften der Vorzug gegeben werden“, rät das Auswärtige Amt in Berlin den Nepalreisenden. „Medienberichten zufolge sind die Piloten auch über den technischen Zustand der Flugzeuge besorgt.“

Gestern starben 15 Menschen, als ein Propellerflugzeug der Agni Air nahe dem 2770 Meter hoch gelegenen Flugplatz Jomsom im Annapurna-Gebiet zerschellte. Sechs Insassen überlebten. Die meisten Fluggäste waren indische Pilger, die auf dem Weg nach Muktinath an der Grenze zu Tibet waren. Es war der fünfte Absturz in dem Gebiet. Insgesamt sind seit 1949, dem offiziellen Beginn der Luftfahrt in Nepal (damals landete eine kleine Maschine in Gauchar nahe Kathmandu), bei rund 70 Abstürzen mehr als 600 Menschen um Leben gekommen. Kaum ein Jahr vergeht ohne ein Flugzeugunglück mit mehreren Toten. Woran liegt das?

Coole Profis

Flugpiste von Juphal im Dolpa im Westen Nepals

Abenteuerliche Flugpisten

Zum einen schlichtweg an den Bergen. Im Himalaya müssen die Piloten auf Sicht fliegen. In und über den engen Tälern haben sie mit teilweise heftigen Turbulenzen zu kämpfen. Und dann müssen sie auch noch auf kurzen, häufig nicht asphaltierten Flugpisten landen, die den Bergen in mühsamer Arbeit abgerungen wurden. Das verlangt von den Piloten nicht nur fliegerisches Können, sondern auch Nervenstärke. Ich kann in dieser Hinsicht wirklich nichts Negatives berichten. Alle Piloten, mit denen ich in Nepal unterwegs war, beherrschten ihr Fluggerät souverän und ließen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Aber ich lebe ja auch noch.

Werkstatt auf der Plane

Reparaturwerkstatt in Juphal

In einem Entwicklungsland, in dem nicht Überfluss, sondern Mangel die Regel ist, werden Flugzeuge natürlich auch anders gewartet als in einem reichen Industriestaat. Daher heben zuweilen Maschinen ab, die hierzulande aus dem Verkehr gezogen würden. Auf dem Flugplatz Juphal, im Dolpo im Westen Nepals gelegen, sahen wir im letzten Jahr eine Flugzeug-Werkstatt im Freien. Auf einer großen Plane lagen die Einzelteile verstreut. Für den Monteur war ein Zelt aufgestellt worden. Improvisation pur.

Die Fluggesellschaft Agni Air, deren Maschine nahe Jomsom abstürzte, ist, obwohl erst 2006 gegründet, keine Sandkastenfirma mehr. Im letzten mir vorliegenden Bericht der nepalesischen Flugbehörden von Ende 2010 kam sie in der Rangliste der zehn einheimischen „fixed-wing“-, sprich Nicht-Helikopter-Unternehmen bei der Zahl der Fluggäste immerhin auf Platz drei. Im August 2010 war schon einmal ein Flugzeug der Agni Air abgestürzt. 14 Menschen starben bei dem Unglück in der Everest-Region.

Mehr Touristen, mehr Flüge

Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Flugzeug-Abstürze sind auch in Nepal trotz aller Widrigkeiten eine absolute Ausnahme. Rund 80.000 Mal pro Jahr heben in dem Land Flugzeuge ab und landen wieder sicher. Die vielen Touristen wollen schließlich auch transportiert werden. Pro Jahr besuchen inzwischen über 600.000 Menschen Nepal, doppelt so viele wie vor 20 Jahren.

Datum

15. Mai 2012 | 15:13

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