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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Ganz unten

 

An der tiefsten Stelle Deutschlands

Ein Gipfel fällt auf, weil es einfach nicht mehr weiter nach oben geht. Aber eine tiefste Stelle in einem ohnehin platten Land? Ohne Wegweiser wäre ich mit meinem Fahrrad vorbei gefahren. Doch die Menschen in Neuendorf-Sachsenbande nahe Itzehoe sind stolz auf ihre kleine Sehenswürdigkeit. Neben dem Holzpfahl, der wie auf dem Schild zu lesen ist, die „tiefste Landstelle der B.R. Deutschland“ markiert, wehen eine deutsche und schleswig-holsteinische Flagge. 3,54 Meter unter Normalnull, also knapp unter dem Meeresspiegel liegt die Senke. Hier müsste eigentlich überall Wasser stehen“, sagt Ernst Hermann Eckes, der mit seiner Frau auf dem Weg zum Nord-Ostsee-Kanal hier kurz vorbeigeschaut hat. Wir drei sind die einzigen Besucher an diesem frühen Abend ganz unten in Deutschland.

 

Die Deiche müssen halten 

Auf einer Informationstafel über die Region, in der die tiefste Stelle liegt, steht ein Spruch, der für einen Rheinländer nicht zu verstehen ist: „Wer nich will dieken, mutt wieken“. Herr Eckes übersetzt für mich: „Wer nicht deichen will, muss weichen. Wer sich also nicht um die Wasserregulierung kümmert, hat in diesen Gebieten nichts zu suchen.“ Auf einem weiteren Holzpfahl sind die Höhen markiert, bis zu denen das Wasser bei den schlimmsten Sturmfluten stand. Der Rekord wurde am 3. Januar 1976 aufgestellt: 6,76 Meter, also gut zehn Meter über der tiefsten Stelle Deutschlands. Die Elbdeiche hielten, „dank des unermüdlichen Einsatzes der Feuerwehr und der Bevölkerung“, wie zu lesen ist. 

Land ohne Stein

 

Ein Stein geht auf Reisen

Als ich den Eheleuten Eckes erzähle, dass ich hier einen Stein holen will, um ihn auf den höchsten Punkt Deutschlands, den Gipfel der Zugspitze zu bringen, grinst Ernst Hermann Eckes. „Wenn Sie den typischen Stein dieser Region suchen, sind Sie hier fehl am Platze.“ Ich verstehe nicht. „Wir haben hier eine anmoorige Marsch“, erklärt Herr Eckes. „Das Moor kennt keinen Stein, Es ist ein gewachsener, organischer Boden. Die Marsch ist ein Schwemmland-Boden, die kennt auch keinen Stein.“ In einem Gebüsch hat Frau Eckes dann aber doch ein schönes Exemplar von einem Stein ausgemacht, das die beiden für würdig befinden, die Reise zur Zugspitze anzutreten.

Nachtfahrt

Sonnenuntergang an der Elbe

Ich mache mich also auf den Weg nach Süden. Als ich in Glückstadt mit der Fähre die Elbe überquere, geht die Sonne bereits unter. Im Dunklen treffe ich schließlich auf dem Campingplatz in Krautsand ein, schlage schnell mein Zelt auf und dusche anschließend den Schweiß weg. Mit der Anfahrt zum Kölner Hauptbahnhof sind immerhin 70 Kilometer auf dem Sattel zusammengekommen. Morgen wartet eine dreistellige Distanz. Zeit, in den Schlafsack zu kriechen.

P.S. Gestern abend hatte ich keine Internet-Verbindung :-(. Deshalb jetzt mit Verspätung.

Datum

10. September 2012 | 12:10

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