Plädoyer für Fairness am Everest
Ralf Dujmovits ist mit allen Himalaya-Wassern gewaschen. Seit 25 Jahren klettert Deutschlands erfolgreichster Höhenbergsteiger an den höchsten Bergen der Welt. Der Mount Everest, dessen Erstbesteigung vor 60 Jahren im Mai gefeiert wird, ist für den 51-Jährigen ein alter Bekannter. 1992 stand Ralf bei schlechtem Wetter auf dem 8850 Meter hohen Gipfel, oberhalb des Südsattels griff er zu Flaschensauerstoff. Es sollte der einzige der 14 Achttausender bleiben, den er mit Atemmaske bestieg. Der Bergsteiger aus Bühl empfindet das bis heute als Karriere-Scharte, die er gerne auswetzen würde. 2005, 2010 und 2012 versuchte Ralf, den Everest „oben ohne“ zu besteigen, dreimal scheiterte er. Und doch liebäugelt er noch immer mit einem neuerlichen Anlauf. Kein Wunder, dass Ralf über Aufstiege „by fair means“, also mit fairen Mitteln, spricht, als ich ihn um seinen Beitrag zu den Everest-60-Pinnwänden bitte (nachzulesen und -hören auf der rechten Seite des Blogs).
Möglichst nicht auf den Normalwegen
Der Mount Everest sei immer noch „der gleiche große Steinhaufen“, sagt Ralf, aber eben auch der höchste Berg der Erde und damit für „unglaublich viele Leute“ attraktiv. Und die sollten doch endlich verstehen, „dass man diesen Berg ‚by fair means’ besteigen sollte“. Im strengen Sinne bedeutet das den Verzicht auf Hochträger, Fixseile und Flaschensauerstoff, und – so Ralf weiter – „möglichst über eine andere Route als die Normalwege“. Doch er beschreibt auch eine „Light“-Variante: „Wer mit Sauerstoff aufsteigt, sollte ihn möglichst erst ab dem Südsattel verwenden und hinterher auch wirklich ehrlich darüber berichten.“ So also, wie er selbst es 1992 handhabte.
Unerfahrene haben dort nichts zu suchen
Bei seinem letzten Versuch auf der Everest-Südseite im Frühjahr 2012 war Ralf Dujmovits schockiert über die schier endlose Schlange von Gipfelanwärtern auf der Normalroute und darüber, dass viele von ihnen ihr Glück versuchten, obwohl ihnen jede Erfahrung als Bergsteiger fehlte. Zum 60.Geburtstag der Erstbesteigung wünscht er dem Mount Everest, „dass weniger Leute hinkommen, die am Berg eigentlich nichts zu suchen haben“ und mehr, die „es aus eigener Kraft schaffen können“. Ralf wird in diesem Jahr einen Bogen um den Chomolungma machen. Mit seiner Frau Gerlinde Kaltenbrunner zieht es ihn in die Berge Alaskas.