Schrecksekunde am Mount Everest
Die letzte Nachricht von Gerlinde (Kaltenbrunner) und Ralf (Dujmovits) liegt schon einige Zeit zurück. Jetzt haben sich die beiden wieder von ihrer Expedition zur tibetischen Nordwand des Mount Everest gemeldet. Zur weiteren Akklimatisierung stiegen sie vom Wandfuß zum Nordsattel auf 7100 Metern auf.
Auf dem Weg zum Nordsattel
Dabei erlebten sie eine Schrecksekunde. Ein tellergroßer Stein knallte auf Gerlindes Eisgerät. „Ich schrie zu ihr hinauf, ob alles in Ordnung sei. Gerlinde zitterten ziemlich die Knie, sonst passte alles“, schreibt Ralf in ihrem Expeditionstagebach. „Wahrscheinlich hatte ein Bergsteiger knapp oberhalb des Nordcols den Stein abgetreten.“
Schlaflos im Zelt
Am Nordsattel, auf der tibetischen Normalroute zum Gipfel, verbrachten Gerlinde und Ralf eine eiskalte Nacht und stiegen dann noch bis 7600 Meter auf, wo sie ihr Zelt für zwei weitere Nächte aufschlugen. Wichtig zur Akklimatisierung, aber nicht gerade erholsam. Vor allem die letzte Nacht sei an die Substanz gegangen, so Ralf. „Es schneite zwar nicht mehr, jedoch stürmte es mit enormer Geschwindigkeit und es war sehr kalt. Beide taten wir kein Auge zu. Immer wieder lauschten wir und überlegten, ob das Zelt auch wirklich ausreichend verankert wäre. An Nachtruhe war nicht zu denken.“
Zelt als Kühlschrank
Schließlich stiegen die beiden zum vorgeschobenen Basislager auf dem östlichen Rongbuk-Gletscher ab, wo die Mitglieder der kommerziellen Expeditionen auf ihre Gipfelchance warten. Gerlinde und Ralf trafen dort einige Freunde, darunter auch Rolf Eberhard, meinen Expeditionskameraden vom Manaslu 2007. Er versucht, den höchsten Berg der Erde mit Atemmaske zu besteigen. (Rolf, ich drücke Dir die Daumen!)
Warten auf das Wetterfenster
Inzwischen sind Gerlinde und Ralf wieder in ihrem Lager auf dem zentralen Rongbuk-Gletscher eingetroffen. Jetzt sammeln sie Kräfte und warten auf günstige Wetterbedingungen für ihren ersten Gipfelversuch über die „Supercouloir“-Route.
Abstieg Richtung Nordsattel, rechts der Bildmitte der Achttausender Cho Oyu
„Noch sind die Temperaturen zu tief (zurzeit im Gipfelbereich um -35° Celsius), um ohne künstlichen Sauerstoff Richtung Gipfel zu starten“, schreibt Ralf. „Aufmerksam beobachten wir die Nordwand und hoffen natürlich, dass wir beim nächsten Aufbruch einsteigen und über diese imposante Route den Gipfel werden erreichen können.“
Mit keinem Wort geht Ralf übrigens auf das Ende des „Wettlaufs“ der Frauen um die Achttausenderkrone ein. Gerlinde hatte ja auch stets betont, dass sie sich daran nicht beteilige. Sehr sympathisch, aus sportlicher Sicht und auch sonst.