Joe Puryear
Ganz ehrlich, bis vor vier Tagen hatte ich von Joe Puryear noch nie etwas gehört. Sein Name fiel mir erstmals auf, als ich auf der Suche nach Bildern des Sherpas Chhewang Nima war. Er hatte das Portrait fotografiert, das ich schließlich im ersten Bericht über das Lawinenunglück am Baruntse verwendete. Ich fand heraus, dass Puryear in der US-Bergsteigerszene eine echte Nummer war. Und dass er auch im Himalaya seine Spuren hinterlassen hatte: Mit seinem Kletterpartner David Gottlieb gelangen ihm drei Erstbesteigungen von Sechstausendern in Nepal, in Tibet standen sie als Erste auf vier bis dahin unbestiegenen Fünftausendern.
Joe Puryear 2007 auf dem Gipfel des erstbestiegenen „Peak 5965“ in Tibet
Sauberer Stil
Im vergangenen Frühjahr wurden Puryear und Gottlieb in den USA mit dem „Mugs Stump Award“ ausgezeichnet – als Vertreter eines „schnellen, leichten und sauberen Stils“ und weil sie bei ihren Projekten stets streng darauf achteten, am Berg keine Spuren zu hinterlassen.
Jetzt stolperte ich wieder über den Namen Puryear. Joe befand sich auf einer Expedition am 7367 Meter hohen Labuche Kang in Tibet, der zuvor erst einmal bestiegen worden war. Mit David Gottlieb wollte er an der Südflanke des Bergs neue Routen erschließen. Nach ersten Informationen brach er auf einem Grat durch eine Wechte und stürzte über 400 Meter in den Tod. Joe Puryear wurde 37 Jahre alt. Gerade erst gefunden, entschwunden.