Mit dem Kamel zum K 2
Das Ehepaar mit der weltweit größten Achttausender-Erfahrung ist wieder unterwegs. Gerlinde Kaltenbrunner, die 13 der 14 höchsten Berge der Welt bestiegen hat, und ihr Ehemann Ralf Dujmovits, der schon auf allen Achttausendern stand, haben sich auf den Weg zum K 2 gemacht. Sie wollen den zweithöchsten aller Berge über die selten versuchte chinesische Nordseite besteigen. Heute Mittag, kurz vor ihrem Abflug vom Frankfurter Flughafen Richtung Asien, telefonierte ich noch mit Gerlinde und Ralf (Unten könnt ihr die beiden auch hören).
Gerlinde und Ralf
Viel trainiert
„Wir haben jetzt das erste Mal seit sieben Jahren den Frühling zu Hause verbracht“, sagt Gerlinde, da hat es am Schluss schon sehr stark gekribbelt. Ich habe es kaum mehr erwarten können.“ Er habe die Monate in der Heimat sehr genossen, meint Ralf. „Wir hatten ein unglaublich schönes Frühjahr. Wir haben ausgiebig trainieren können, waren häufig klettern, mit dem Mountainbike unterwegs oder berglaufen und fühlen uns jetzt entsprechend gut vorbereitet.“
Viel Schlepperei
Schon die Anreise zum K 2 über die chinesische Seite ist ein Abenteuer. Wenn die Straßen enden, müssen die Bergsteiger auf Kamele umsteigen. „Man muss einige sehr breite Flüsse durchqueren, vor allem den Shaksgam-River. Da kommen letztlich nur die Kamele durch“, erklärt Ralf. Auch der Zugang zur Route sei schwierig, vom Basislager aus müssten sie noch 20 Kilometer bis zum Einstieg zurücklegen. „Auf der pakistanischen Seite waren das gerade mal 20 Minuten. Damit müssen wir jetzt erst einmal eine ganze Menge bis zum Berg schleppen.“
Blick auf den K 2 von der pakistanischen Seite aus
Starke Partner
Unterstützt werden Ralf und Gerlinde von den beiden Kasachen Maxut Zhumayev und Vassiliy Pivtsov. Sie hätten Gerlinde vor Jahren am Nanga Parbat den Spitznamen „Cinderella Caterpillar“ verpasst, weil sie von der Stärke der Österreicherin am Berg so beeindruckt gewesen seien, erzählt Ralf. Maxut und Vassiliy haben wie Gerlinde schon 13 Achttausender bestiegen. „Da haben wir zwei ganz starke Partner“. Außerdem gehören drei weitere erfahrene Bergsteiger zum Team: der polnische Kameramann Darek Zaluski, der argentinische Fotograf Tommy Heinrich (der schon den Mount Everest und den Lhotse bestiegen hat) und dessen langjähriger Freund Lawang.
“Ändern kann ich es sowieso nicht mehr“
Gerlinde sagt, sie habe den tragischen Zwischenfall am K 2 aus dem letzten Jahr gut verarbeitet. „Sonst würde ich nicht zum Berg zurückkehren.“ Der Schwede Fredrik Ericsson, mit dem sie morgens aufgebrochen war, war am sogenannten „Flaschenhals“ auf über 8000 Metern an ihr vorbei in den Tod gestürzt. „Das werde ich nie vergessen. Aber es ist jetzt so, dass ich es so stehen lassen kann. Ändern kann ich es sowieso nicht mehr.“ Auf der ihr noch unbekannten chinesischen Nordseite wird Gerlinde sicher auch nicht so oft an das Unglück erinnert, als wenn sie einen weiteren Versuch auf der pakistanischen Seite wagen würde.
Fredrik Ericsson stürzte 2010 am K 2 tödlich ab
Nicht auf Biegen und Brechen
Dreimal war Gerlinde dort gescheitert, insgesamt sechs Mal bis in die Gipfelregion vorgedrungen. „Ich möchte so gerne den K 2 besteigen, aber sicher nicht auf Biegen und Brechen“, sagt Gerlinde. „Wenn es sein muss, werde ich auch ein siebtes Mal umkehren.“ Dass ihr einzig der K 2 in der Achttausender-Sammlung noch fehle, so die 40-Jährige, spiele in ihren Gedanken keine Rolle. „Dass es der 14. sein kann, ist so weit weg. Ich freue mich einfach total auf den K 2.“
Ralf will seine Frau dabei nach Kräften unterstützen. Träumt der 49-Jährige davon, zum zweiten Mal nach 1994 auf dem 8611 Meter hohen Gipfel zu stehen? „Ich will mir keinen Stress machen“, antwortet der erfolgreichste deutsche Höhenbergsteiger. „In erster Linie will ich Gerlinde so weit wie möglich nach oben begleiten. Alles andere wird sich dann finden.“