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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Am Manaslu eingeschneit und ausgeflogen

Drei- bis viermal täglich Schneeschaufeln (hier Tamara)

Drei- bis viermal täglich Schneeschippen (hier Tamara)

Die Südtirolerin Tamara Lunger und der Italiener Simone Moro haben am Manaslu die Flucht ergriffen. Die beiden ließen sich mit einem Hubschrauber nach Samagaon ausfliegen, dem Dorf zu Füßen des Achttausenders in Nepal. Nach den heftigen Schneefällen der vergangenen Tage sei „die Lage außer Kontrolle geraten“, sagt Simone. Mehr als fünf Meter Schnee türmen sich im Basislager auf 4700 Metern. Dem kleinen Team gelang es kaum noch, die Zelte freizuschaufeln. Wegen der Schneemassen war der eigentlich lawinensichere Standort akut gefährdet. Gestern streifte eine Lawine das Lager. Die 28-Jährige Tamara, die noch vor einigen Tagen so euphorisch klang, fand das „nicht mehr lustig“. Auch der erfahrene Simone ist von der extremen Wetterlage beeindruckt. „Ich war bereits 13-mal auf Winterexpedition. Aber ich kann mich nicht erinnern, jemals so etwas wie hier gesehen zu haben“, sagt Moro. „Noch länger hier zu bleiben, würde bedeuten, dass wir unser Leben riskieren.“

Im Frühjahr statt im Winter

Simone steckt fest

Simone steckt fest

Der 47-Jährige stellt jedoch klar, dass „unsere Expedition hier noch nicht endet“. Die Genehmigung, den Manaslu zu besteigen, gelte schließlich für insgesamt 75 Tage. Eine Winterbesteigung hat Moro allerdings abgehakt. „Es braucht mindestens zwei bis drei Wochen Sonnenschein, bis sich die fünf Meter dicke Neuschneeschicht an den Flanken des Manaslu so weit gesetzt hat, dass man an einen Aufstieg denken kann.“ Tamara und Simone wollen sich jetzt erst einmal in die Khumbu-Region fliegen lassen, um sich im Gebiet um den Mount Everest fit zu halten. Wenn es die Verhältnisse am Manaslu zulassen, wollen die beiden zum achthöchsten Berg der Erde zurückkehren, um ihr Projekt doch noch zu verwirklichen: eine kombinierte Besteigung des 8167 Meter hohen Hauptgipfels und des vorgelagerten 7992 Meter hohen Pinnacle East. Aber eben erst im Frühling.

„Überlebenstraining“ am Nanga Parbat

Auch auf der Diamirseite des Nanga Parbat machen die andauernden Schneefälle derzeit jeden Versuch am Berg unmöglich. Die noch im Basislager verbliebenen Bergsteiger, der Baske Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und die beiden Pakistaner Muhammad Ali und Muhammad Khan üben sich in Geduld. Eier, Mehl und Zucker seien vor ein paar Tagen ausgegangen, jetzt werde auch das Kerosin knapp, schreibt Alex: „Die Tage hier haben ein bisschen was von einem Überlebenstraining.“ Die Bergsteiger hoffen, dass sich das Wetter bald so weit bessert, dass Nachschub an Lebensmitteln und Brennstoff geliefert werden kann. Die drei iranischen Bergsteiger hatten nach dem gescheiterten Gipfelversuch in der vergangenen Woche ihre Zelte abgebrochen und ihre Winterexpedition beendet.

Datum

4. März 2015 | 16:21

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