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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Doch noch keine Chinesen im 14-Achttausender-Klub

Shishapangma

Der Mittelgipfel ist nicht der Hauptgipfel der Shishapangma. Das sollten Bergsteiger und Expeditionsveranstalter eigentlich wissen, die diesen Achttausender in Tibet angehen. Der Mittelgipfel misst 8008 Meter. Von dort führt der Normalweg weiter über einen Grat zum 19 Meter höheren Hauptgipfel auf 8027 Metern. Erst wenn dieser erreicht ist, gilt die Shishapangma offiziell als bestiegen. Viele nehmen es da nicht so genau. Und so war auch die Meldung voreilig, dass eine chinesische Expedition am 29. September die Shishapangma bestiegen und Luo Jing als erste Frau aus dem „Reich der Mitte“ die 14 Achttausender komplettiert habe. Bereits wenige Tage später meldete sich ein baskischer Bergsteiger zu Wort, der am selben Tag aufgestiegen war und erklärte, dass an diesem Tag wegen schlechten Wetters niemand über den Grat zum Hauptgipfel gestiegen sei. „Sie waren ganz eindeutig nur auf dem Mittelgipfel“, bestätigt mir Eberhard Jurgalski, deutscher Chronist des Bergsteigens im Himalaya und Karakorum, der ein Video der chinesischen Gruppe von deren Umkehrpunkt erhalten hatte. „Luo Jing hat das auch schon öffentlich eingeräumt.“

„True Explorers Grand Slam“ ebenfalls nicht vollständig

Hong-Juan Dong (l.), Luo Jing (2.v.l.), Zhang Liang (3.v.l.), Liu Yongzong (r.)

Auch die Meldung, dass mit Zhang Liang, Hong-Juan Dong und Liu Yongzong drei weitere Chinesen, die zu Luos Team gehört hatten, die 14 voll gemacht hätten, stimmt also nicht. „Bei Dong fehlt nicht nur die Shishapangma, auch bei anderen der von ihr reklamierten Achttausender stand sie nachweislich nicht auf dem höchsten Punkt“, sagt Jurgalski.

Zhang Liang hatte sich bereits 2017 dafür feiern lassen, dass er als erster Chinese die Achttausender-Sammlung komplettiert habe. Doch in seiner Liste stand auch damals schon „nur“ der Mittelgipfel der Shishapangma – den er jetzt zum zweiten Mal erreicht hat. Auch die Meldung von diesem Sommer, der 54-Jährige habe als Zweiter nach dem Südkoreaner Park Young-Seok den „True Explorers Grand Slam“ (die 14 Achttausender, die Seven Summits sowie Nord- und Südpol) geschafft, erwies sich damit als voreilig. „Seine Leistung kann man ohnehin nicht mit der des Südkoreaners Park vergleichen“, sagt Eberhard Jurgalski. „Zhang Liang hat am Südpol nur eine Last-Degree-Expedition gemacht, während Park Young-Seok den gesamten Weg vom Rand des Kontinents bis zum Pol gelaufen ist.“ Park starb im Herbst 2011 in einer Lawine an der Annapurna.

Datum

11. Oktober 2018 | 13:06

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