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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Everest/Makalu: Klarstellungen

Südseite des Mount Everest

Der Nebel lichtet sich. Die in meinem letzten Blogpost erwähnten Bergsteiger haben sich zu Wort gemeldet. Über Tage hatte sich die Falschmeldung gehalten, dass Tenjing (meist „Tenji“ genannt) Sherpa und Lakpa Dendi Sherpa den Everest als einzige Bergsteiger in dieser Saison ohne Flaschensauerstoff bestiegen hätten. „Ich denke, die Verwirrung entstand, weil Sherpa Dendi vor uns auf dem Gipfel war und gefunkt hat, wir alle hätten es geschafft“, schreibt Jon Griffith, Tenjings britischer Seilpartner, in einem Facebook-Kommentar zu meinem Artikel. „Da Tenji einen Aufstieg ohne Flaschensauerstoff versuchte und die Funkkommunikation vom Gipfel aus ziemlich schlecht ist, vermute ich, dass das Basislager annahm, dass er ohne Sauerstoff geklettert war. Und so verbreitete sich das Gerücht.“

Griffith: „Keine böse Absicht“

Tenjings Instagram-Post

Als sie ins Basislager zurückgekehrt seien, so Jon, hätten sie auch keine Internetverbindung gehabt, weil der Sendemast des nepalesischen Anbieters umgefallen sei. „Ich denke nicht, dass Iswari [Poudel, der Chef des Veranstalters Himalayan Guides, der die Nachricht verbreitet hatte] oder irgendwer sonst unehrlich sein wollte. Es war eine Kombination aus fehlenden Informationen und der Begeisterung der nepalesischen Gemeinschaft darüber, dass Tenji ohne Sauerstoff den Gipfel erreicht hatte (was nicht stimmte) und zu einer großen Portion auch aus der Tatsache,  dass der Rest unseres Kletterteams nach dem Gipfeltag eine Woche lang vom Internet abgeschnitten war.“

Auf Bestätigung warten

Zurück in Kathmandu, hatte Tenjing Sherpa via Instagram mitgeteilt, dass er oberhalb des Südgipfels auf 8750 Metern wegen starken Winds zur Atemmaske gegriffen habe. Was lernen wir aus der Geschichte? Dass Expeditionsveranstalter vor lauter Begeisterung über die Erfolge ihres Teams (und sicher auch aus Marketinggründen) zuweilen über das Ziel hinausschießen. Und dass es daher ratsam ist, auf eine Bestätigung zu warten, statt direkt mit der Nachricht auf den „Markt“ zu gehen.

Sieben Tage über 7000 Metern

Lech (l.) und Wojciech Flaczynski im Rettungshubschrauber

Auch im Falle der polnischen Bergsteiger Lech und Wojziech Flaczynski war vorschnell von einem Gipfelerfolg der beiden am Makalu berichtet worden. Inzwischen hat Wojziech die Sache klargestellt. Nur er habe am 24. Mai den höchsten Punkt auf 8485 Metern erreicht, und das ohne Flaschensauerstoff, teilte er auf der polnischen Website „wspinalie.pl“ mit. Sein 69 Jahre alter Vater Lech, der oberhalb von Lager 4 eine Atemmaske trug, habe knapp unterhalb des Gipfels aufgeben müssen. Er habe unter so starken Bauchschmerzen gelitten, dass er sich kaum habe bewegen können. Deshalb, so Wojziech, hätten sie auch einen Notruf abgesetzt und auf rund 8200 Metern ein Notbiwak eingelegt.  Wegen starker Winde und weil Lech immer schwächer wurde, hätten sie insgesamt sieben Tage über 7000 Metern verbringen müssen. Erst am 31. Mai, also eine Woche nach seinem Gipfelerfolg, seien sie per Rettungshubschrauber von Lager 2 aus ausgeflogen worden, berichtet Wojziech. Sein Vater sei im Krankenhaus in Kathmandu operiert worden und erhole sich derzeit von den Folgen. Gute Besserung, Lech!

Datum

5. Juni 2018 | 13:29

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