Stellvertretend
Wenn du in Nepal einen Gipfel betrittst, solltest du dort etwas hinterlassen. Das gebietet nach dem Glauben der Sherpas der Respekt vor dem Berg und den auf ihrem höchsten Punkt lebenden Göttern. Als ich vor knapp zwei Wochen versuchte, den Putha Hiunchuli zu besteigen, hatte ich im Rucksack auch einen Khata, einen traditionellen tibetischen Begrüßungsschal. Den hatte mir im Tempel von Boudhanath ein buddhistischer Mönch um den Hals gelegt, nachdem er mich für die Expedition gesegnet hatte. Diesen Khata wollte ich eigentlich am 7246 Meter hohen Gipfel zurücklassen. Bekanntlich musste ich 100 Höhenmeter unterhalb umkehren, mit mir besagter Schal. Berge sind wie eine große Familie, habe ich mir gedacht und den Khata auf einem anderen Gipfel deponiert.
Vergraben
Der Spidsbjerg bringt es auf satte 19 Meter Meereshöhe und ist damit eine der höchsten Erhebungen der dänischen Insel Römö, auf der ich mich ein paar Tage lang von den Strapazen der Expedition erhole. Wie angekündigt, habe ich den Berg seilfrei und ohne Atemmaske bestiegen. Der Schal aus Nepal ruht seit heute, zehn Zentimeter tief eingegraben, auf dem Spidsbjerg – stellvertretend für den Putha Hiunchuli, der für mich ein paar Meter zu hoch geraten war.
P.S. Joachim, Michael und Roland sind heute mit zweitägiger Verspätung aus Nepal heimgekehrt. Sie hatten (wie berichtet) zunächst in Juphal festgesessen und dann auch noch den Heimflug verpasst, weil das Flugzeug aus Nepalgunj nicht rechtzeitig in Kathmandu eintraf. Marianne und Angelique, die ebenfalls zu den „Nachzüglern“ gehörten, bleiben noch ein paar Tage in Kathmandu.