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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Schöne Lawine, sagt Simone

Nanga Parbat

Christian Wulff ist schuld. Daran, dass ich heute ein Schlafdefizit habe. Die mäßig unterhaltsame „Das war ein schwerer Fehler“-Show des Bundespräsidenten sorgte dafür, dass der Nanga-Parbat-Film von Joseph Vilsmaier in der ARD-Programmlawine immer weiter nach hinten rutschte und schließlich erst zu nachtschlafener Zeit zum Stillstand kam. Nicht, dass mich der Vilsmaier-Spielfilm über das Messnersche Brüderdrama von 1970 mehr vom Fernsehsessel gehauen hätte als das Wulffsgeheul. Aber immerhin entführte er mich zum „Nackten Berg“ in Pakistan und animierte mich, heute früh doch einmal nachzusehen, ob es Neuigkeiten von den Winterexpeditionen im Karakorum gibt.

„Rambo-Bergsteiger sterben früh“

Simone Moro und Denis Urubko sind inzwischen im 4230 Meter hohen Basislager auf der Diamirseite des Nanga Parbat eingetroffen und erstmals zum Einstieg der Route gewandert. Laut Simone sind die Temperaturen im winterlichen Rahmen: minus 15 Grad am Tag, minus 18 in der Nacht. Eine riesige Lawine habe sich gestern vom Mazeno-Grat, dem Südwest-Grat, gelöst. In sicherer Entfernung, „ein schöner Anblick von hier aus“, schreibt Simone in Facebook. Die Lawinengefahr gerade im unteren Bereich des Bergs lässt den Italiener am Erfolg des Unternehmens zweifeln. Elfmal wurde der Nanga Parbat bisher im Winter angegangen, alle Versuche scheiterten. Simone gibt sich bescheiden und vorsichtig: „Rambo-Bergsteiger sterben gewöhnlich früh. Und wir sind alles andere als unbesiegbar“, sagt Simone in einem Interview. Für ihn und Denis spricht, dass sie ein eingespieltes Team sind. Seit zwölf Jahren sind Moro und Urubko häufig gemeinsam unterwegs. In dieser Zeit gelangen ihnen unter anderem die spektakulären erstmaligen Winterbesteigungen der Achttausender Makalu (2009) und Gasherbrum II (2011).

Gabl im Unruhestand

Chary Gabl

Die Mitglieder der russischen Winterexpedition am K 2 haben bereits damit begonnen, die Route mit Fixseilen zu versichern. Am Dienstag erreichten sie eine Höhe von 5900 Metern. Die Bergsteiger verlassen sich auch weiterhin auf die Prognosen des erfahrenen Wetterfroschs Karl, genannt „Charly“ Gabl. Seit 1. Dezember ist der Österreicher eigentlich im Ruhestand, doch so ganz kann und will er es offenbar nicht lassen. Die Temperaturen im Gipfelbereich des K 2 liegen nach Angaben Gabls derzeit bei minus 51 Grad Celsius, Tendenz eher fallend. Wahrlich kein Frühlingswetter wie hierzulande.

Erfolg für Kammerlander und Co.

Kammerlander (l.) und Stangl

In der Antarktis gelang es dem Südtiroler Hans Kammerlander sowie den beiden Österreichern Christian Stangl und Robert Miller, den 4852 Meter hohen Mount Tyree zu besteigen. Damit ist der 55 Jahre alte Kammerlander der erste, der auf allen „Second Seven Summits“ stand, den zweithöchsten Bergen aller Kontinente. Neben dem Mount Tyree sind das der K 2 (8611 Meter, Pakistan/Asien), der Ojos del Salado (6893 Meter, Chile/Südamerika), der Mount Logan (5959 Meter, Kanada/Nordamerika). der Mount Kenia (5199 Meter, Kenia/Afrika), der Dychtau (5204 Meter, Russland/Europa) und der Puncak Trikora (4730 Meter, Indonesien/Ozeanien). Christian Stangl, 2010 durch seine Gipfellüge vom K 2 zu fragwürdiger Berühmtheit gelangt, hat sich das Ziel gesetzt, neben den Seven und Second Seven auch noch die Third Seven Summits zu besteigen, also die jeweils drei höchsten Berge aller Kontinente.

Datum

5. Januar 2012 | 14:37

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