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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Extrem-Trekking mit Botschaft

Nepal-Wanderflagge vom Präsidenten: Ram Baran Yadav (l.) überreicht sie Apa Sherpa

Wenn, ja wenn! Wenn ich keine Familie hätte, keinen Job, keine anderen Verpflichtungen, trotzdem genug Zeit und Geld, dann würde ich mich jetzt vielleicht auf den Weg nach Nepal machen – um Apa Sherpa zu begleiten. Der kleine, große Mann, mit 21 Aufstiegen zum Gipfel Rekordhalter am Mount Everest, hat seine Bergsteigerkarriere 2011 beendet, sich damit aber noch längst nicht in den Ruhestand verabschiedet. Am 15. Januar, also am kommenden Sonntag, startet der 52-Jährige zum Trekking auf dem „Great Himalaya Trail“, 1700 Kilometer vom Osten in den Westen Nepals, im Schatten der acht Achttausender, die das Land zu bieten hat. 120 Tage hat Apa Sherpa für die Strecke veranschlagt. Er will keinen Geschwindigkeitsrekord aufstellen, sondern auf die Folgen des Klimawandels für den Himalaya aufmerksam machen.

Gletscherschmelze

Weggeschmolzen (zwischen Lager 1 und 2 am Putha Hiunchuli)

„Die internationale Gemeinschaft fragt uns, wie Nepal mit dem Problem umgeht und wir haben keine Antworten“, sagte Apa in Kathmandu. „Während der Wanderung versuchen wir herauszufinden, ob sich die Menschen in den Bergregionen schon auf den Klimawandel eingestellt haben und was sie dafür benötigen.“ Die Erderwärmung hat dazu geführt, dass viele Gletscher in Nepal deutlich abgeschmolzen sind. Die natürlichen Dämme vor Gletscherseen könnten brechen, katastrophale Überschwemmungen wären die Folge.

Als wir im Oktober am Siebentausender Putha Hiunchuli im Westen Nepals unterwegs waren, erzählte mir Pemba Jangbu Sherpa, dass die großen, flachen Steinplatten zwischen Lager 1 und 2 vor einigen Jahren noch mit Schnee bedeckt gewesen seien. Auch am Mount Everest hat sich – wie Ralf Dujmovits erzählt (Anklicken) – der Khumbu-Gletscher in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgezogen.

Ralf Dujmovits über Klimawandel am Everest

Quer durch Himalaya und Karakorum

Lang und anspruchsvoll

„Als ich 2009 den Mount Everest bestieg, habe ich die Botschaft ‚Stoppt den Klimawandel, lasst den Himalaya leben!’ auf den Gipfel getragen und die Welt hat sie gehört“, sagt Apa. „Ich hoffe, dass wir jetzt einen Schritt weiter kommen.“ Der legendäre Bergsteiger wird von Dawa Steven Sherpa begleitet. Der 27-Jährige, der zweimal auf dem Everest stand, engagiert sich seit Jahren für den Schutz des Himalaya. So organisierte er mehrere Reinigungsaktionen am höchsten Berg der Erde.

Die beiden Sherpas wollen mit ihrer Wanderung natürlich auch für den „Great Himalaya Trail“ (GHT) werben. Zwei Routen führen seit vergangenem Herbst quer durch Nepal, die eine auf einer Höhe von durchschnittlich 5000 Metern, die andere 300 Meter niedriger. Doch das soll erst der Anfang sein. Am Ende soll der GHT Trekkingrouten in Tibet, Bhutan, Nepal, Indien und Pakistan auf einer Strecke von 4500 Kilometern verbinden, quer durch den Himalaya und Karakorum, entlang aller 14 Achttausender.

Keine Reaktion der Promis

Apa und Dawa Steven haben Prominente aus aller Welt wie UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, Friedensnobelpreisträger Al Gore und den britischen Prinzen Harry eingeladen, sie auf einigen Abschnitten der Wanderung durch Nepal zu begleiten. Keiner von ihnen hat geantwortet. Warum haben sie mich nicht angerufen?

Datum

12. Januar 2012 | 18:55

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