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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Gelesen: Der Klang des freien Falls

Wenn jemand das Buch seines Lebens bereits geschrieben hat, wird es schwer, neue nachzulegen. Immer werden die Folge-Werke am berühmtesten gemessen. Vor diesem Dilemma steht auch der britische Bergsteiger Joe Simpson. Sein Buch „Sturz ins Leere“ über seine unglaubliche, aber wahre Überlebensgeschichte am Sechstausender Siula Grande in den Anden gehört zu den Klassikern der Alpinliteratur. 1985 hatte sich Simpson beim Abstieg vom Gipfel im Unwetter das Knie zerschmettert. Sein Partner Simon Yates versuchte, Simpson abzuseilen. Doch an einem Eisüberhang blieb ihm nichts anderes übrig, als das Seil zu kappen. Andernfalls wäre er gemeinsam mit Simpson in eine Gletscherspalte gefallen. Doch wie durch ein Wunder konnte sich Simpson aus der Spalte retten und dann auch noch ins Basislager schleppen.

Trauma in der Wand

Diese mehr als extreme Erfahrung dürfte Simpson auch zu seinem Roman „Der Klang des freien Falls“ inspiriert haben. Der englische Bergsteiger Patrick McCarty muss in einer Nordwand irgendwo in den Alpen miterleben, wie seine Lebensgefährtin nachts an ihm vorbei in den Tod stürzt. Nur kurz hat er sie mit einer Hand halten können, ehe sie in der Tiefe verschwindet. Als wäre dieses schreckliche Erlebnis nicht traumatisch genug, schlägt auch noch das Wetter um. Patrick kämpft sich nach oben aus der Wand. Mit erfrorenen Fingern erreicht er den Gletscher. In einer Spalte findet er die zerschmetterte Leiche der Frau.

Und wieder ein Wettersturz

25 Jahre später: Patrick betreibt in Sichtweite der Nordwand eine kleine Hütte, um mit seinem Lebenstrauma klar zu kommen. Noch immer gibt er sich die Schuld am Tod seiner großen Liebe. Dann tritt plötzlich eine neue Frau in sein Leben. Eine Bergsteigerin, die Patrick vor dem Tod durch Erfrieren bewahrt. Und wie vor einem Vierteljahrhundert schlägt auch diesmal das Wetter um. Ein weiterer Überlebenskampf beginnt.

Spannungsbogen hält

Joe Simpson versteht es meisterhaft, Spannung aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Irgendwie schafft es der Brite immer wieder, einen je nach Situation mitfiebern oder mitzittern zu lassen. Und es fällt schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen. „Der Klang des freien Falls“ eignet sich wunderbar als Lektüre für einen verregneten Tag in den Bergen und nicht nur dort. Wer Simpsons Klassiker „Sturz ins Leere“ kennt, steht jedoch vor der schweren Aufgabe, sich davon frei zu machen und sich unbefangen auf diese neue spannende Geschichte einzulassen.

P.S. Nein, ich habe den heutigen 100. Geburtstag von Heinrich Harrer (gestorben 2006) nicht vergessen. Aber über ihn hatte ich ja erst kürzlich an dieser Stelle geschrieben.

P.S. Heute endet die Abstimmung zum „Online-Star 2012“. Also wer noch nicht hat und will, sollte jetzt noch für meinen Blog stimmen (Kategorie ‚Private blogs‘). Vielen Dank allen, die mitgemacht haben!

Datum

6. Juli 2012 | 11:47

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