More DW Blogs DW.COM

Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Landpartie

Ländliche Idylle nahe Brakel

Temperatursturz. Über Nacht ist es in Rinteln kalt geworden. Zehn Grad Celsius zeigt das Thermometer, das an meinem Rucksack baumelt. „Schattig geworden“, sagt die Camperin, die mit ihrem Mann beim Frühstück vor der Blockhütte sitzt. „Aber wir sind ja hart gesotten.“ Die Gute hat ja auch nicht ein nasses Zelt und jede Menge feuchte Sachen einpacken müssen. Aus dem gestrigen Wasserschaden bin ich ein wenig klüger geworden. Ich habe mir Mülltüten besorgt und alles darin eingesackt. Die Aktion hat mich Zeit gekostet. Eine Stunde später als geplant starte ich. Der tote Punkt kommt früh, viel zu früh. Bei Kilometer 20.

Infusion wäre angebracht

Ich habe das Gefühl, nicht von der Stelle zu kommen. Meine Beine wollen nicht, das linke Knie schmerzt bei jedem Pedaltritt. In einer Apotheke besorge ich mir eine elastische Stütze. Jetzt rollt es etwas besser, aber immer noch nicht gut. In Bösingfeld im Extertal erblicke ich endlich eine Bäckerei. Ich gönne mir die Zeit für ein ausgiebiges Frühstück. „Kommt da Wasser raus?“, fragt die Bäckerin und zeigt auf den Trinkschlauch, der aus meinem Rucksack lugt. Ich nicke. „Sieht aus wie eine Infusion“, sagt die Frau. „Die könnte ich heute auch gebrauchen“, antworte ich mit einem Seufzer. Doch ich bin fair unterwegs, da muss ein Kaffee reichen.

Über den Acker

Kleine Cross-Einlage

Ich fahre auf Bundesstraßen. Der Vorteil ist, dass ich in dem hügeligen Terrain um böse Steigungen herumkomme und schnell vorwärts komme. Dafür atme ich aber Abgase für eine Woche ein. Zudem nervt es, wenn Autos und Lastkraftwagen ständig mit Tempo 100 oder mehr an mir vorbei donnern. Irgendwann habe ich die Nase voll. Ich bemerke neben der Straße einen asphaltierten Weg. Habe ich das Radweg-Schild übersehen? Ich biege von der Straße ab und fahre parallel dazu, vorbei an Feldern. Eine Wohltat. Leider endet der Weg aber so plötzlich wie er aufgetaucht ist. Ich muss meinen Drahtesel über ein frisch gepflügtes Feld schieben, um wieder auf die Bundesstraße zu gelangen.

Verschlafene Straßen und Dörfer

Abendstimmung nahe Warburg

Später habe ich mehr Erfolg. Wunderschöne Radwege führen entlang von Bächen und Pferdewiesen. Das kostet mich ein paar Kilometer und Anstiege mehr, doch der Aufwand lohnt sich. Kurz vor dem Tagesziel lande ich noch einmal im Niemandsland. Doch viele freundliche Menschen weisen mir den Weg. „Da hat er sich aber einen schöne Route ausgesucht“, tuschelt eine Passantin ihrer Freundin zu, nachdem sie mir weiter geholfen hat. Auf verschlafenen Straßen radle ich durch die verschlafenen Dörfer Löwen, Engar, Nörde und Menne, ehe ich kurz vor Sonnenuntergang mein Etappenziel Warburg erreiche.

Regen im Baumarkt

Auf 118 Kilometer hat sich mein Tagespensum heute aufsummiert. Den einzigen Schauer des Tages erlebte ich in einem Baumarkt, als ich mir eine Plane kaufte, um die Satteltaschen gegen Regen zu schützen. Als ich sie endlich befestigt hatte, tröpfelte es nur noch. Das nennt man Timing.

P.S. Sorry, ich kam gestern Abend nicht ins Internet 🙁

Datum

13. September 2012 | 7:25

Teilen