More DW Blogs DW.COM

Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

+ 1 Grad = 2 x Kunstschnee

Schneespucker, Wasser- und Stromfresser

Zehn Jahre liegt es bereits zurück: das Internationale Jahr der Berge. Die Vereinten Nationen hatten es auf Antrag Kirgistans für 2002 ausgerufen, um klar zu machen, wie wichtig und damit schützenswert die Bergwelt für die Menschheit ist. Damit dieses Bewusstsein auch anschließend noch wach blieb, erklärten die UN den 11. Dezember zum jährlich wiederkehrenden Internationalen Tag der Berge. Die Gelegenheit, anlässlich des morgigen Aktionstags den Finger in Bergwunden zu legen, hat jetzt der Deutsche Alpenverein genutzt. Er hat scharf kritisiert, dass die Liftbetreiber in den bayrischen Skigebieten immer mehr Schneekanonen einsetzen.

DAV: Keine Steuergelder für Schneekanonen!

„Solche Anlagen erfordern massive Eingriffe in die Natur“, sagt Hanspeter Maier, der in der DAV-Geschäftsleitung für Naturschutz zuständig ist. Beschneiungsanlagen seien für viele bayerische Skigebiete nur eine kurzfristige Lösung und könnten den Klimawandel nicht ausgleichen. „Deshalb dürfen keine Steuergelder in Schneekanonen fließen.“ Der Alpenverein appelliert an die Bayerische Staatsregierung, „stattdessen in die nachhaltige Entwicklung des Tourismus in den bayerischen Alpen zu investieren“. Gerade in niedrig gelegenen Skigebieten müssten alternative Konzepte her, die auf sanften Tourismus setzten, sprich Rücksicht auf die Natur nehmen.

Fair ist anders

Skigebiet Brauneck

Als abschreckendes Beispiel nennt der DAV die neue Beschneiungsanlage im Skigebiet Brauneck oberhalb von Lenggries. Um die Schneekanonen mit ausreichend Wasser füttern zu können, wurde auf 1300 Metern einer der größten Speicherteiche in den bayerischen Alpen ausgebaggert. Er fasst hundert Millionen Liter Wasser. Sogar doppelt so groß würde nach Angaben des Alpenvereins der geplante Teich am Sudelfeld in Bayrischzell, für den 17 Kilometer Leitungen verlegt werden müssten. Das sei „nicht mit dem Naturschutz vereinbar“, meint der DAV und verweist auf erste Ergebnisse einer Studie, die er in Auftrag gegeben hat.

Danach sei „die Beschneiung angesichts des Klimawandels gerade in tiefer gelegenen Skigebieten keine langfristige Alternative“, weil immer mehr Wasser und Strom nötig seien. Schon bei einer Erwärmung um ein Grad, die nach Klimaprognosen für die bayerischen Alpen zwischen 2025 und 2040 erwartet würden, müssten die Kanonen im Skigebiet Sudelfeld doppelt so viel Kunstschnee ausspucken wie bisher. Ich sage da nur:  Seid fair zum Berg!

P.S. Die Organisation „Mountain Wilderness“ hat für den 16. Dezember zu einer „Versammlung gegen Speicherbecken“ an der Talstation der Brauneckbahn in Lenggries aufgerufen. An diesem Tag wird dort die Skisaison eröffnet.

Datum

10. Dezember 2012 | 15:54

Teilen