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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Hiros Everest-Lektionen

Hirotaka Takeuchi

Hiro hat am Mount Everest viel erlebt. „Er ist für mich ein ganz besonderer Berg“, schreibt mir Hirotaka Takeuchi, als ich ihn um seinen Beitrag zum 60-Jahr-Jubiläum der Erstbesteigung bitte. „Ich habe am Everest viel gelernt, und alle diese Lektionen und Erfahrungen waren für mich sehr wichtig und hilfreich dabei, schließlich alle 14 Achttausender zu besteigen. Insofern, denke ich, war der Mount Everest für mich wie eine große Schule.“ In einem der Klassenzimmer hätte der Japaner fast sein Leben verloren.

Zunächst mit Atemmaske 

Im Mai 1996 war noch alles gut gegangen. Hiro bestieg den Mount Everest. Der 25-Jährige nutzte Flaschensauerstoff, genauso wie ein Jahr zuvor am Makalu, seinem ersten Achttausender, und auch später im August 1996 am K 2. Als Hiro schließlich begann, im Team mit Ralf Dujmovits und Gerlinde Kaltenbrunner zu klettern, verzichtete er wie die beiden Freunde konsequent auf zusätzlichen Sauerstoff. 

Hirnödem überlebt  

Gerettet: Hiro mit Gerlinde (r.) und Ralf (l.)

30. Mai 2005: Hiro, Gerlinde und Ralf haben ihren Plan, ohne Atemmaske durch die Everest-Nordwand zu klettern, wegen der widrigen Verhältnisse aufgeben müssen und sind auf die tibetische Normalroute ausgewichen. Kurz vor dem Lager in 7650 Metern Höhe kollabiert Hiro und ist kaum noch ansprechbar. Anzeichen eines Höhenhirnödems. Rund 40 Prozent aller Fälle enden tödlich. Hiro verdankt sein Leben Gerlinde und Ralf, die ihm Notfallpräparate verabreichen, ihn über die Nacht retten und ihm am nächsten Tag den Berg hinunter helfen. 

Erster Japaner auf allen Achttausendern 

Hiro am Ziel

Ich bangte damals als Reporter im Basislager auf dem zentralen Rongbuk-Gletscher um Hiro. Bereits ein Jahr nach dieser Beinahe-Tragödie stand mein japanischer Freund  auf dem Gipfel des Kangchendzönga, seines achten Achttausenders. Nummer neun erlebten wir 2007 gemeinsam, ich im Basislager, er auf dem höchsten Punkt des Manaslu. Im selben Jahr sprang er dem Tod erneut von der Schippe. Mit viel Glück und schwer verletzt überlebte Hiro eine Eislawine am Gasherbrum II. Ein Jahr danach feierte er am selben Berg sein Comeback. Im Mai 2012 schließlich erreichte Hirotaka Takeuchi sein großes Ziel: Mit dem Dhaulagiri bestieg er seinen 14. und letzten Achttausender. Dieses Kunststück war vorher noch keinem Japaner gelungen. 

Auf der Suche 

Danach nahm sich Hiro erst einmal mehr Zeit für seine Frau und seine beiden Kinder in Tokio. In diesem Frühjahr wird der 42-Jährige in Nepal auf Trekkingtour gehen und – wie er mir schreibt – nach einem „schönen, noch unbestiegenen Berg“ suchen. Vielleicht zieht es ihn eines Tages ja auch noch einmal zum Mount Everest zurück. Dem wünscht er zum Jubiläum der Erstbesteigung jedenfalls, „dass er ein Berg wäre, an dem viele Menschen wiederholt klettern könnten.“ 

P.S. Hiros Äußerungen könnt ihr natürlich auch auf den beiden Everest-60-Pinnwänden auf der rechten Blogseite nachlesen.

Datum

2. April 2013 | 16:20

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