Apa Sherpa: Everest ist unser größter Schatz
Ob Apa Sherpa in diesen Tagen Wehmut überkommt? Bergsteiger aus aller Welt beziehen das Basislager auf der nepalesischen Südseite des Mount Everest. Die so genannten „Icefall Doctors“ haben den gefährlichen Weg durch den Khumbu-Eisbruch bis hinauf nach Lager 2 auf etwa 6600 Metern versichert. Die Klettersaison am höchsten Berg der Erde kann beginnen. Mehr als zwei Jahrzehnte lang war der Everest fester Bestandteil in Apas Leben. Keiner stand so oft oben wie der 1,63 Meter kleine Mann: 21 Mal erreichte er den 8850 Meter hohen Gipfel und wurde damit zur lebenden Legende. 2011 hängte Apa die Expeditionsschuhe an den Nagel. Etwa 53 Jahre ist er alt, so genau weiß er es selbst nicht. Anfang der 1960er Jahre gab es in seinem Heimatort Thame im Everest-Gebiet noch niemanden, der Geburtsurkunden für Sherpas ausstellte.
Engagement für Bildung und Umweltschutz
Seit dem Ende der Everest-Karriere kümmert sich Apa um seine Stiftung für Bildungsprojekte in Nepal – und um Umweltschutz. Im vergangenen Jahr wanderte er – wie hier berichtet – mit Dawa Steven Sherpa auf dem Great Himalaya Trail 1555 Kilometer weit vom Osten in den Westen Nepals. Mit ihrer Aktion wollten die beiden auf die Gefahren des Klimawandels für den Himalaya aufmerksam machen. Apas Sorge gilt auch dem Everest. „Inzwischen wünsche ich mir in erster Linie, dass die Menschen den Berg respektieren und schützen“, schreibt mir Apa. „Der Everest gehört jedem in der Welt. Wir müssen ihn auch für künftige Generationen bewahren.“
Everest als Türöffner
Nicht nur Apas Leben, das Leben aller Sherpas ist eng mit dem Mount Everest verbunden. „Die Menschen kennen uns wegen des Mount Everest, und, noch wichtiger, er hat uns auch im Rest der Welt die Türen geöffnet“, sagt Apa. „Was wir heute sind, verdanken wir dem Everest. Er ist Nepals Stolz und unser größter Schatz.“ Zum 60. Jahrestag der Erstbesteigung wünsche er dem Everest, „dass er weiter Bergsteiger aus aller Welt inspiriert, Nepal zu besuchen, große Träume zu träumen und erfolgreich zum Gipfel aufzusteigen“. (Apas Äußerungen findet ihr ungekürzt auf den beiden Everest-60-Pinnwänden auf der rechten Seite des Blogs.)
Rekord wackelt
Zum Wesen von Rekorden gehört es, dass sie eines Tages gebrochen werden. Auch Apas Bestmarke wird es nicht anders ergehen, vielleicht sogar schon in diesem Jahr. Phurba Tashi, den sie wegen seiner Leistungsstärke in großer Höhe auch „Everest Yak“ nennen, hat bereits 19 Gipfelerfolge auf seinem Konto. 2007 stand er dreimal auf dem höchsten Punkt, 2011 zweimal. In diesem Frühjahr leitet der 1971 in Khumjung geborene Phurba die Sherpas im Team von Himalayan Experience.
Erster Todesfall
Schon bevor die ersten ausländischen Bergsteiger ihren Fuß auf die Aufstiegsroute setzen, ist der erste Tote der Saison zu beklagen. Der 45 Jahre alte Mingmar Sherpa, einer der Icefall Doctors, stürzte am Sonntag beim Abstieg von Lager 2 in eine Gletscherspalte und starb. R.I.P.