Wohin des Wegs, Ueli und Simone?
Es ist das am besten gehütete Geheimnis dieser Saison am Mount Everest. Welche Route werden Ueli Steck und Simone Moro wählen? Bisher haben der 36 Jahre alte Schweizer und der 45 Jahre alte Italiener still gehalten. Nur so viel ließ das hochkarätige Duo verlauten: Die beiden wollen etwas Neues wagen, nicht über die Normalroute aufsteigen, ohne Flaschensauerstoff und ohne die Hilfe von Sherpas. „Ich will etwas versuchen, das noch niemand schaffte“, sagte Ueli in einem Interview vor seiner Abreise aus der Schweiz. „Aber ich kündige nichts an.“ Der Schweizer ist eben ein Schweiger, wenn es um seine künftigen Projekte geht. Auch bei unserem Treffen im November in Köln hatte Ueli zu seinem Everest-Plan nur gesagt, dass er nichts sagen werde: „Man soll über das sprechen, was man gemacht hat und nicht, was man vorhat.“
Arbeit beginnt
Inzwischen sind die beiden im Basislager auf der nepalesischen Südseite eingetroffen. „Jetzt müssen wir weiter. Die Luft wird dünner, die Arbeit beginnt“, sagt Ueli im Video des Migros Magazins, das ihr euch unten ansehen könnt. Um sich zu akklimatisieren, wollen sie nach eigenen Worten in Lager 2 auf 6600 Metern übernachten, sich dort gemütlich einrichten und später auch mindestens zwei Nächte am knapp 8000 Meter hohen Südsattel verbringen. Und dann? Mein Tipp: Sie biegen von Lager 2 nach links Richtung Westgrat ab. Oder doch zur Südwestwand? Oder nach rechts zum Grat zwischen Nuptse und Lhotse? Alles Spekulation.
Wie im Vergnügungspark
Im vergangenen Jahr hatte Ueli den Everest ohne Atemmaske über die Normalroute bestiegen. Das sei eigentlich unter Stecks Niveau gewesen, kritisierte Reinhold Messner. Ueli nahm es gelassen. „Ich wollte mich an die großen Höhen herantasten.“ Simone Moro war zu dieser Zeit vorwiegend damit beschäftigt, als Pilot eines Rettungshubschraubers höhenkranke Bergsteiger vom Everest auszufliegen. Seinen eigenen Plan, den höchsten Berg der Erde zum fünften Mal (nach 2000, 2002, 2006 und 2010) zu besteigen und dazu auch noch den Lhotse, gab der Italiener auf. „Unglaublich, es war wirklich wie in einem Vergnügungspark“, staunte Simone über die lange Schlange von Everest-Anwärtern auf der Normalroute.