Mit Bahnstreik zum IMS
Ich hatte die Rechnung ohne die italienischen Gewerkschafter gemacht. Eigentlich wollte ich in aller Ruhe mit dem Zug zum International Mountain Summit (IMS) nach Brixen in Südtirol fahren. Alles lief auch so weit nach Plan: Pünktlich erreichte ich in München meinen Anschlusszug. Ich erfreute mich im Inntal am schönen Wetter und dem Blick auf die Berge. Plötzlich aber ertönte eine Durchsage: „Wegen eines Streiks der italienischen Bahn fährt unser Zug heute nur bis Innsbruck. Es gibt keinen Schienenersatzverkehr. Wir bitten die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen und bedanken uns dafür, dass sie mit der Deutschen Bahn gereist sind.“
Wer bestreikt hier eigentlich was?
Helle Aufregung im voll besetzten Abteil. Bei mir noch weniger als bei jenen, die noch bis nach Venedig fahren wollten. Dann wurden plötzlich doch Ersatzverbindungen genannt, wobei schleierhaft blieb, warum diese Züge trotz Streiks fahren sollten: mit der S-Bahn bis zum Brenner, von dort mit dem Regionalzug zumindest bis Meran. Wer noch weiter nach Süden wollte, sollte in Innsbruck zweieinhalb Stunden auf einen Zug warten, der angeblich bis Verona fuhr. Nachdem er auf zwei Meter Gang dreimal von Fahrgästen angesprochen worden war, grantelte der Schaffner nur noch: „Ich kann es auch nicht ändern, ich muss jetzt nach vorne.“
Gemütlich zum Brenner
Kurz überlegte ich, in Innsbruck ein Auto zu mieten, entschied mich dann aber doch für die abenteuerlichere Variante mit S- und Regionalbahn. Vielleicht würde ich ja am Brenner vor Fahnen schwenkenden italienischen Streikposten stehen. Gespannt tuckelte ich also in der S-Bahn hinauf zum Brenner. Dort war von wütenden Bahnmitarbeitern jedoch keine Spur. Stattdessen wies mir ein Beamter mit starrer Miene wortlos den Weg zum Regionalzug. Wenig später setzte der sich auch tatsächlich in Bewegung und hielt, wo er halten sollte. Auch in Brixen.
Glück gehabt
Mit nur 30 Minuten Verspätung traf ich dort ein. Lächerlich. Das schafft die Deutsche Bahn auch ohne Streik. Später erfuhr ich, dass ich wohl doch ziemliches Glück hatte. „Sie sind mit einem Regionalzug gekommen?“, fragte die Frau an der Hotelrezeption erstaunt. „Das muss aber der erste gewesen sein, der heute gefahren ist.“ Ich nehme es also als Geschenk und freue mich jetzt auf den IMS. Am Samstag und Sonntag werde ich mit bekannten Bergsteigern in den Südtiroler Bergen wandern gehen. Ich halte euch auf dem Laufenden. Versprochen. Es sei denn, nach der italienischen Bahn streikt auch die Lan (-verbindung).