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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Berggespräche und ein Enzian

Auf dem Weg zur Pfannspitze

Das Schöne bei den Wanderungen während des International Mountain Summit in Brixen ist, dass du reich belohnt wirst: Mit tollen Fernblicken, anregenden Gesprächen mit bekannten Bergsteigern, aber auch mit den anderen Teilnehmern. In der Regel kehre ich von jedem IMS Walk mit mindestens einer Geschichte mehr ins Tal zurück, als ich vorher kalkuliert habe. Wieder einmal ist die 2505 Meter hohe Pfannspitze das Ziel, auf deren Gipfel du ein beeindruckendes 180-Grad-Panorama genießen kannst. Ich habe mich daran auch nach mittlerweile drei Aufstiegen noch nicht satt gesehen.

Um Viktors willen

Catherine Destivelle und Hansjörg Auer

Mit Catherine Destivelle steigt eine echte Kletterlegende mit zur Pfannspitze auf. Die sympathische Französin sorgte von Ende der 1980er bis Mitte der 90er Jahre für Furore. Damals gehörte sie im Sportklettern und Bergsteigen zur Weltelite. 1996 zog sich Destivelle nach einem schweren Sturz in der Antarktis aus der Kletterszene zurück. Sie heiratete und brachte Sohn Viktor zur Welt. „Ich war wie eine Glucke“, erzählt Catherine. „Ich wollte ihn nicht allein lassen, meine Tage mit ihm teilen. Ich wollte in erster Linie sicherstellen, dass mein Sohn glücklich ist.“ Die heute 53-Jährige klettert weiterhin, aber bei weitem nicht mehr so riskante Routen wie zuvor.

Je schwerer, desto besser

Das unterscheidet sie von Hansjörg Auer. Dem 29 Jahre alten Österreicher kann es gar nicht schwer genug sein. In diesem Sommer hat er mit seinem Bruder Matthias und dem Schweizer Simon Anthamatten – wie berichtet – den 7400 Meter hohen Kunyang Chhish East erstbestiegen, über eine äußerst anspruchsvolle Route durch die Südwand des Bergs. „Mir ist es auf 7000 Metern besser gegangen, wenn es technisch schwieriger war“, sagt Hansjörg. „Pures Schneestapfen finde ich fast mühsamer.“  Auer und seine beiden Freunde waren zu der Zeit an „ihrem“ Berg im Karakorum, als 120 Kilometer entfernt, am Nanga Parbat, Terroristen elf Bergsteiger erschossen.  Schnell erreichte die Nachricht auch das kleine Team um Auer: „Wir haben das beim Klettern so gut wie möglich verdrängt“, erinnert sich Hansjörg. „Aber hinterher haben wir unsere Besteigung den Opfern vom Nanga Parbat gewidmet.“

Nicht Bergrenner, sondern -brenner

Hubsi Ilsanker

Einer fällt in unserer Wandergruppe gleich doppelt aus der Reihe. Zum einen hat er statt eines Rucksacks einen Instrumentenkoffer geschultert. Dreimal im Verlaufe des Tags öffnet er ihn, nimmt eine Posaune heraus, bläst auf ihr eine Alpenweise und beendet seinen Vortrag mit einem lauten Juchzer. Zum anderen ist er der einzige, der bei einer Temperatur am Morgen von fünf Grad mutig eine kurze Krachlederne trägt. Auf den Querriegel seines Hosenträgers ist die Aufschrift „Bergbrenner“ gestickt. Genau das macht Hubert genannt „Hubsi“ Ilsanker. Der 43-Jährige Berchtesgadener gräbt Wurzeln aus und brennt sie zu Schnaps – nicht im Tal, sondern in einer von vier Brennhütten am Berg. Fast 400 Jahre ist diese Tradition alt. Wie ein Almbauer verbringt Hubsi mehrere Monate im Jahr auf der Hütte. Einen Tag in der Woche steigt er ins Tal, um seiner anderen Leidenschaft nachzugehen: der Musik. Dann spielt er etwa in Festzelten auf. Die Mischung macht es, sagt der musizierende Bergbrenner: „Berufsmusiker, das wäre mir zu anstrengend. Wenn ich aber nur in der Einsamkeit arbeiten würde, dann könnte ich auch schwermütig werden.“  Die Kostprobe von Hubsis „Edelwurz-Enzian“ gehört für mich zu den Höhepunkten des Tages. 🙂

P.S. Daheim im Flachland werde ich ausführlichere Geschichten über Catherine, Hansjörg und Hubsi nachlegen. Darauf könnt ihr einen Schnaps trinken!

Datum

20. Oktober 2013 | 0:23

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