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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Ines Papert: „Ein überwältigender Moment“

Route des Auf- und Abstiegs

Auf diese Art Souvenir aus dem Himalaya hätte Ines Papert gerne verzichtet. „Die Heilung von Fingern und Zehen wird jetzt einige Zeit in Anspruch nehmen“, sagt die 39-Jährige nach ihrer Heimkehr aus Nepal. Dort hat die deutsche Topkletterin – wie berichtet – am 13. November den 6719 Meter hohen Likhu Chuli I, auch Pig Pherado Shar genannt, erstbestiegen und mit ihrem Seilpartner Thomas Senf eine neue Route durch die Nordwand des Sechstausenders eröffnet. „Nie hätte ich geglaubt, dass sich Erfrierungen so schleichend abzeichnen können“, wundert sich Ines. „Wir haben zwar während unserer Begehung gefroren wie noch nie, aber auch erste Anzeichen sehr ernst genommen.“ Aus diesem Grund verzichtete Thomas im letzten Lager auf 6580 Metern auf den finalen Aufstieg zum greifbar nahen höchsten Punkt.

Erfrierungen zweiten Grades

Ines Papert auf dem Gipfel des Likhu Chuli I

„Wäre ich an dieser Stelle weiter geklettert, hätte ich schwere Erfrierungen riskiert“, sagt Thomas. „Umso mehr freute ich mich über Ines Entschluss, alleine zum Gipfel aufzubrechen. Hätte sie mir zuliebe verzichtet, wäre das sehr schade gewesen.“ Papert kletterte die letzte Passage über die Westflanke seilfrei und stand um 14 Uhr Ortszeit auf dem Gipfel, 6719 Meter hoch. „Ein überwältigender Moment, als erster Mensch seinen Fuß auf einen Himalaya-Gipfel zu setzen“, erinnert sich Ines. „Aber ganz große Freude wollte nicht aufkommen. Ich hätte mir so gewünscht, diesen Moment mit Thomas teilen zu können. Außerdem setzten mir die Kälte und Höhe zunehmend zu.“ Nach einer weiteren Nacht im letzten Lager stiegen Ines und Thomas ins Basislager ab. Beide zogen sich Erfrierungen zweiten Grades zu. Dabei verfärbt sich die Haut blaurot, und es können sich Blasen bilden. Die gute Nachricht: Bei richtiger Behandlung verheilt alles wieder, ohne dass sich Narben bilden.

Plan geändert

Ursprünglich hatten Papert und Senf vorgehabt, eine neue Route durch die Nordwand des 6487 Meter hohen Tengkangpoche zu legen. Als sie jedoch die Verhältnisse in der Wand sahen (wenig Eis in der Route, gefährliche Hängeseracs im Gipfelbereich), änderten sie ihren Plan. Eine gute Entscheidung. Wer kann sich schon Erstbesteiger eines Himalaya-Gipfels nennen?

P.S. Den vollständigen Expeditionsbericht findet ihr auf Ines‘ Homepage.

Datum

29. November 2013 | 15:10

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