Viel Blankeis
Eine Winterexpedition ist nichts für Warmduscher. Minus 18 Grad Celsius zeigte das Thermometer von Ralf Dujmovits im Basislager auf der Diamir-Seite des Nanga Parbat. Nicht draußen, sondern im Zelt. „Wir haben hier im Basislager gerade einmal zweieinhalb Stunden Sonne pro Tag“, sagt Ralf Dujmovits. Da bleibe kaum Zeit, den Computer und das Satellitenmodem auf Betriebstemperatur zu bringen. Ralf und Darek Zaluski sind von ihrer ersten Erkundungstour im unteren Gletscherbereich zurückgekehrt. „Das war brutale Spurarbeit“, berichtet Ralf. „Obenauf lag Pulverschnee, darunter eine harte Altschneeoberfläche. Häufig brach diese Decke, wenn ich drauftrat.“ Die meiste Zeit habe er gespurt, weil Darek noch nicht so gut akklimatisiert sei.
Traumtag
Die beiden stiegen bis auf eine Höhe von 4850 Meter, „knapp unterhalb von Lager 1 der Kinshofer-Route“. Der Normalweg komme für ihn aber wohl ebenso nicht in Frage wie die Variante, die der Österreicher Gerfried Göschl 2009 eröffnet habe. „Da ist so viel Blankeis, dass es ein Großaufgebot an Leuten bräuchte, um die Route zu versichern.“ Ralf wird wohl versuchen, auf derselben Route aufzusteigen wie Reinhold Messner bei seinem Alleingang 1978. Das wird kein Zuckerschlecken, weiß Ralf: „Es gibt viele Spalten und mehr Steilaufschwünge mit Blankeis, als ich erwartet habe. Die vielen Eisbarrieren im unteren Teil machen es sehr kompliziert, einen Weg zu finden.“ Er werde sich das Ganze noch einmal genau ansehen müssen. Bei ihrer ersten Erkundung hatten Ralf und Darek „einen traumhaften Tag, nur im Westen Bewölkung, kaum Wind auf 4800 Metern, und auch weiter oben nicht sehr viel (max. 40 bis 50 km/h).“
Schweigeminute für die Mordopfer
Nach ihrer Ankunft im Basislager hatten das Expeditionsteam und die Träger gemeinsam eine Schweigeminute für die elf Bergsteiger eingelegt, die dort im vergangenen Sommer von Terroristen ermordet worden waren. „Es war sehr bewegend“, berichtet Ralf. Er habe anschließend in einer kurzen Ansprache an das schreckliche Geschehen erinnert und seine Hoffnung ausgedrückt, dass der Tourismus wieder in Gang käme. Drei bewaffnete Polizisten sind abgestellt, um Ralf, Darek, den Koch Essan und den Hilfskoch Karim im Basislager zu beschützen. „Drei mehr, die durchgefüttert und durchgewärmt werden müssen“, sagt Ralf.