Lachen geboten
Wer gut gelaunt klettert, hat bessere Chancen, den Gipfel des Mount Everest zu erreichen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Psychoanalytikers Sigmund Freud aus dem Jahr 1938, die jetzt bei Abrissarbeiten in einem Londoner Keller aufgetaucht ist. Der Fund gilt als wissenschaftliche Sensation. Der Österreicher, der auch regelmäßig Bergtouren in den Alpen machte, hatte sein letztes Lebensjahr in der britischen Hauptstadt verbracht. Dort verkehrte er häufig in den Bergsteigerkreisen der Royal Geographical Society. Dort lernte Freud auch Noel Odell kennen, der 1924 der letzte gewesen war, der George Mallory und Andrew Irvine vor ihrem Verschwinden am Everest-Nordgrat gesehen hatte. Odell war 1938 gerade von einer weiteren Expedition zum höchsten Berg der Erde zurückgekehrt, bei der immerhin eine Höhe von 8290 Metern erreicht worden war.
Lust oder Todestrieb?
„Wir diskutierten viele bierselige Abende lang darüber, ob Lust oder doch eher der Todestrieb dafür verantwortlich sei, dass es junge Menschen auf den Everest ziehe“, schreibt Freud im Vorwort der Studie. „Odell neigte zur Lebensfreude, ich vertrat die Todestrieb-Theorie.“ Das habe ihn schließlich dazu inspiriert, der Sache wissenschaftlich auf den Grund zu gehen. Odell beschaffte ihm aus den Kreisen der Royal Geographical Society 50 Bergsteiger als Probanden, die jeweils auf Zeit eine 15 Meter hohe Backsteinmauer mit einigen Vorsprüngen hinaufklettern sollten.
Sauer macht lustig
Freud erwog zunächst, wie schon bei früheren Experimenten, Kokain einzusetzen, um eine Gruppe von Kletterern auf ein höheres Lustlevel zu bringen. Er verwarf die Idee, nachdem er bereits dem ersten dauerkichernden Probanden nicht hatte klarmachen können, dass er die Mauer erklimmen sollte. Dann vielleicht Klettern unter Hypnose? Das erschien dem Psychoanalytiker zwar machbar, jedoch ab einer Fallhöhe von über zehn Metern zu riskant. „Ich war mit meinem Latein fast am Ende. Da kam ich eines Tages auf einem Londoner Markt an einem Gemüsestand vorbei, an dem Pampelmusen angeboten wurden“, schreibt Freud. „Da erinnerte ich mich an die alte Weisheit: Sauer macht lustig.“
33 Sekunden schneller
Der Wissenschaftler setzte die erste Gruppe auf eine viertägige, strenge Pampelmusen-Diät, während die Mitglieder der Kontrollgruppe komplett fasten mussten. „Es zeigte sich, dass die Pampelmusen-Probanden bei Auftritten von Clowns, die wir engagiert hatten, in der Tat deutlich mehr und herzlicher lachten“, schreibt Freud. „Nun ließen wir sie die Mauer hinaufklettern. Das Ergebnis war verblüffend: Die 25 Kletterer, die sich vier Tage lang nur von Pampelmusen ernährt hatten, waren durchschnittlich 33 Sekunden eher am Ziel als jene der Vergleichsgruppe.“ Schweren Herzens, so Freud, habe er Odell zumindest darin Recht geben müssen, dass gute Laune die Leistungsfähigkeit von Kletterern erhöhe und damit auch die Chance, den Gipfel des Mount Everest zu erreichen.
Schlüssel zum Erfolg
Dass häufiges Lachen dazu führe, dass junge Menschen überhaupt den Everest besteigen wollten, sei damit jedoch noch keinesfalls bewiesen. „Odell und ich haben vereinbart, das Pampelmusen-Experiment in das Forschungsprogramm der nächsten Everest-Expedition aufzunehmen“, schreibt Freud. Doch dazu kam es nicht mehr. Der weltberühmte Psychoanalytiker starb im September 1939, seine Aufzeichnungen verschwanden, und Odell hatte andere Sorgen. Wahrscheinlich hatte der Brite Freuds Schlusssatz der Studie nie gelesen: „Der Schlüssel zum Erfolg am Mount Everest liegt in der Pampelmuse.“
P.S. Am heutigen 1. April feiert mein Blog seinen vierten Geburtstag! 🙂
Update 02.04.: April, April! 🙂 War doch klar, oder? Wobei Freud tatsächlich sein letztes Lebensjahr in London verbrachte und zuvor mit Kokain und Hypnose experimentiert hatte und Odell wirklich 1938 am Everest war … Vielleicht sollte man doch mal einige Keller in London durchsuchen, oder aber gleich zum Gemüsemann gehen und Pampelmusen kaufen. 😉