Neues aus dem Norden (des Everest)
Es wird Zeit, auf die Nordseite des Mount Everest zu blicken. Nachdem die Saison auf der nepalesischen Südseite wegen des Lawinenunglücks im Khumbu-Eisbruch mit 16 Toten vorzeitig zu Ende gegangen ist, läuft auf der tibetischen Seite des Everest bisher alles nach Plan. Rund 100 Bergsteiger haben sich beim Chinesisch-Tibetischen Bergsteigerverband (CTMA) die Genehmigung geholt, in diesem Frühjahr den höchsten Berg der Erde von Norden her zu besteigen. Die Mitglieder einer Expedition aus Malta sind Mitte der Woche bereits bis Lager zwei auf 7500 Metern aufgestiegen. „Wir warten auf unser Gipfelfenster“, meldete Expeditionsleiter Greg Attard. „Die Mannschaft präsentiert sich sehr gut. Jeder ist erschöpft, aber aufgeregt und bei guter Gesundheit.“
Tibeter legen Fixseile bis zum Gipfel
Auch für die Teams auf der Nordseite arbeiten teilweise nepalesische Sherpas. Bisher gibt es jedoch keine Hinweise darauf, dass sie wegen des Lawinenunglücks vorzeitig in ihre Heimat zurückkehren. Im Gegensatz zur Südseite sind sie auf der anderen Seite des Bergs nicht dafür zuständig, die Normalroute bis auf den Gipfel hinauf zu sichern. Diese Aufgabe übernimmt ein Team junger Tibeter, die an der 1999 gegründeten „Tibetischen Bergführerschule“ in Lhasa ausgebildet wurden. Alex Abramov leitet die russische „7-Summits-Club“-Expedition, die nach seinen Worten mit 19 Mitgliedern die größte auf der Nordseite ist. Vom vorgeschobenen Basislager auf 6400 Metern aus verbreitet Abramov Optimismus: „Alles ist perfekt, das Wetter ist schön, die Sonne scheint, nur nachmittags schneit es manchmal.“