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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Müttertreff am Makalu

Erster Blick auf den Makalu

Erster Blick auf den Makalu (© Adrian Ballinger/Facebook)

„Wir erreichten das Basislager, ließen die Rucksäcke fallen, warfen uns die Daunenjacken über und blickten nach oben. Der Makalu hatte sich genau diesen Augenblick ausgesucht, um uns seinen Gipfel zu präsentieren“, schreibt Adrian Ballinger nach der heutigen Ankunft zu Füßen des vierthöchsten Bergs der Erde auf Instagram. „Ehrfurcht ist das einzige Wort, das unser Gefühl halbwegs beschreibt.“ Ballinger leitet ein US-Bergsteigerteam, das in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert ist. Zum einen ist es überhaupt die einzige Expedition, die sich in diesem Herbst an dem in Nepal gelegenen Achttausender versucht. Zum anderen will das Team die erste Skiabfahrt vom 8485 Meter hohen Gipfel schaffen. Und dann sind auch noch drei der fünf Expeditionsmitglieder Frauen, zwei davon Mütter, auch das nicht gerade alltäglich im Höhenbergsteigen.

Diesmal ohne Flaschensauerstoff

Ballinger, Chef des Veranstalters Alpenglow Expeditions, ist ein erfahrener Expeditionsleiter. Zwölfmal stand der 39-Jährige bisher auf Achttausendergipfeln, davon allein sechsmal auf dem Mount Everest. Vom Manaslu und vom Cho Oyu fuhr er mit Skiern ab. Mit dabei sind seine Landsfrauen Emily Harrington, Kit DesLauriers und Hilaree O’Neill sowie als zweiter Mann im Team Jim Morrison. Die 29 Jahre alte Emily, Adrians Lebensgefährtin, hat sich vor allem vorgenommen, den Makalu ohne Flaschensauerstoff zu besteigen. Es wäre ihr zweiter Achttausender nach dem Mount Everest, dessen Gipfel sie 2012 mit Atemmaske erreicht hatte. Kit, 45 Jahre alt, war 2006 die erste Frau, die vom höchsten Punkt der Erde mit Skiern startete. Eine vollständige Everest-Skiabfahrt wurde es wegen der schwierigen Verhältnisse nicht. DesLauriers will auch am Gipfel des Makalu die Ski anschnallen. Das hat sich auch die 42 Jahre alte Hilaree vorgenommen. Sie fuhr bereits vom Cho Oyu ab. 2012 stand O’Neill innerhalb von 24 Stunden auf den Gipfeln von Mount Everest und Lhotse. Jim Morrison ist ein Bauunternehmer aus Kalifornien, der sich mit einigen Erstbesteigungen und extremen Skiabfahrten in der Szene einen Namen gemacht hat.

Türen geöffnet

Quinn und Grayden in Nepal (© Hilaree O’Neill/Facebook)

Quinn und Grayden in Nepal (© Hilaree O’Neill/Facebook)

O’Neill und DesLauriers sind Mütter. Hilaree hat zwei Söhne, Kit zwei Töchter. O’Neills Mann Brian, der achtjährige Quinn und der sechsjährige Grayden sind sogar mit dem Expeditionsteam zum Basislager gewandert. „Dass unsere Jungs beim Trekking dabei sind, hat uns einige Türen bei den Einheimischen geöffnet“, schreibt Hilaree auf Facebook. „Und sie haben schon viele neue Freunde gefunden.“ Beide Jungs seien schon mehrfach über 14.000 Fuß (4267 Meter) unterwegs gewesen und deshalb gut vorbereitet, sagt O’Neill.

Abenteuer in Familienleben einbauen

Die beiden sechs und sieben Jahre alten Töchter von DesLauriers sind mit Kits Ehemann Rob zu Hause geblieben. Nicht alle verstünden, dass sie als Mutter zweier Kinder auf Achttausender-Expedition gehe, räumt DesLauriers ein. „Glücklicherweise gibt es aber im Gegensatz zu den Neinsagern auch Leute, die glauben, dass es Kindern beiderlei Geschlechts ein unschätzbares Beispiel geben kann, wenn Bergsteigerinnen ihrer Leidenschaft auch nachgehen, nachdem sie Mütter geworden sind.“ Sie versuche, möglichst nicht allzu lange abwesend zu sein. „Immer wenn ich abreise, ist es für mich hart, und ich bin sicher, dass es auch für meine Kinder nicht leicht ist“, sagt Kit. „Doch jedes Mal, wenn ich zurückkehre, bin ich als Elternteil noch mehr bei der Sache – und voller Ideen, wie ich die nächste Abenteuerreise in unser Familienleben einbauen kann.“

Datum

29. August 2015 | 22:32

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