Sieg der Vernunft
Ausnahmsweise muss ich mal die Chinesen loben. Die Behörden des Landes verweigerten Tyler Armstrong die Besteigungsgenehmigung für den Mount Everest. Der inzwischen 12 Jahre alte US-Amerikaner wollte – wie berichtet – in diesem Frühjahr den höchsten Berg der Erde über die Nordseite besteigen. Tyler und seine Eltern hatten gehofft, wie schon 2012 bei der Besteigung des Kilimandscharo (5895 Meter, höchster Berg Afrikas) und 2013 bei der Besteigung des Aconcagua (6962 Meter, höchster Berg Südamerikas) ein „Special Permit“ zu erhalten. Doch die Chinesen blieben diesmal hart, für mich ganz eindeutig ein Sieg der Vernunft. Kinder gehören nicht auf den Everest, egal wie fit sie auch sein mögen.
Zwei 13-Jährige in den Rekordlisten
2010 hatte der 13-jährige US-Boy Jordan Romero als bis dato jüngster Bergsteiger aller Zeiten den Gipfel des Everest erreicht. Nachdem es weltweit Kritik am Aufstieg des Teenagers gehagelt hatte, verkündete die China Tibet Mountaineering Association (CTMA) im Sommer 2010, dass sie künftig nur noch Everest-Permits für Bergsteiger ausstellen werde, die älter als 18 Jahre seien. Vier Jahre später ließen sie jedoch die Inderin Malavath Poorna auf den Berg. Sie war nur einen Monat älter als Romero und wurde mit 13 Jahren und elf Monaten das jüngste Mädchen, das jemals auf dem Dach der Welt stand.
Armstrong: „Wirklich enttäuscht“
Die Absage für das Everest-Permit sei schon vor ein paar Wochen gekommen, sagte Tyler: „Ich war wirklich enttäuscht, weil ich so viel trainiert hatte und mich wirklich gut vorbereitet fühlte.“ Im August 2015 hatte Armstrong mit dem 5642 Meter hohen Elbrus, dem höchsten Berg Europas, seinen dritten der „Seven Summits“ bestiegen. Den Plan, jüngster Everest-Besteiger aller Zeiten zu werden, hat Tyler noch nicht aufgegeben. Er wolle weitere hohe Berge bestiegen, etwa in Peru, „um den Chinesen bei dem Gedanken zu unterstützten: Der Junge ist bereit. Wir sollten ihn auf den Berg lassen.“ Auch im Mai 2017 wäre Armstrong mit dann 13 Jahren und vier Monaten noch der jüngste Everest-Besteiger aller Zeiten – wenn er denn hoch und wieder sicher herunterkommt. Und wenn die Chinesen oder Nepalesen in Sachen Altersgrenze einknicken. Hoffentlich nicht!