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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Everest-Rekordjäger ohne Absicht

Kami Rita Sherpa

Manche Rekorde ergeben sich einfach von selbst. Wie der von Kami Rita Sherpa am Mount Everest. Sollte der 48-Jährige auch in diesem Frühjahr  als Teammitglied des nepalesischen Expeditionsveranstalters „Seven Summit Treks“ den Gipfel des höchsten Bergs der Erde auf 8850 Metern erreichen, wäre er alleiniger Rekordhalter. Noch teilt er sich die Bestmarke von 21 Gipfelerfolgen mit Apa Sherpa und Phurba Tashi Sherpa. „Ich begann nicht zu klettern, um einen Weltrekord aufzustellen“, sagte Kami Rita der Nachrichtenagentur AFP. „Aber im Zuge meiner Arbeit in der Bergführer-Industrie wird es eben mein 22. Aufstieg werden. Es ging mir niemals um irgendeinen Wettbewerb.“

Vom Vater inspiriert

Mount Everest

Kami Rita Sherpa stammt aus dem Dorf Thame im Khumbu, nahe dem Everest. Seine Familie lebt in zweiter Generation vom Bergsteiger-Tourismus. Kamis Vater heuerte bereits in den 1950er Jahren bei Expeditionen an. Seine Karriere endete, als er sich bei einem Anstieg schwere Erfrierungen zuzog. „Mein Vater ist für mich immer meine Inspiration gewesen“, sagte Kami Rita der Zeitung „Kathmandu Post“. „Er ist derjenige, der mich vorwärts treibt und mich ermutigt, große Dinge zu tun. Weil er niemals den Everest bestieg, wollte ich es für ihn tun.“ Das hat auch Kamis älterer Bruder, Lakpa Rita Sherpa, erledigt, und das gleich 17-mal. Lakpa schrieb zudem Geschichte, als er 2009 mit einem Gipfelerfolg am Kilimandscharo als erster Nepali die Sammlung der Seven Summits komplettierte, der höchsten Berge aller Kontinente.

Mehr und bessere Informationen

Auf dem Everest-Gipfel (2017)

Als Kami Rita 1994 erstmals auf dem Dach der Welt stand, war er einer von 49 Bergsteigern, die in jener Frühjahrssaison den Gipfel des Everest erreichten. Im Frühjahr 2017 waren es mehr als 600 Besteiger. „Die Gefahren sind geblieben: Die Gletscherspalten sind tief, und die Hänge unkalkulierbar. Aber wir klettern nicht mehr so blind drauf los wie einst“, vergleicht der Sherpa seine Aufstiege früher und heute. „Wir sind besser über das Wetter und die anderen Bedingungen am Berg informiert.“ Sollte sein Rekordaufstieg gelingen, will Kami Rita Sherpa dem Everest noch nicht den Rücken kehren. „Ich habe mir das Ziel gesetzt, ihn mindestens 25-mal zu besteigen.“

Phurba Tashi im Basislager

Phurba Tashi vor seiner Lodge in Khumjung

Der 47 Jahre alte Phurba Tashi Sherpa, einer der drei aktuellen Rekordhalter, wird in diesem Frühjahr ebenfalls am höchsten Berg der Erde unterwegs sein, will jedoch keine neue Bestmarke aufstellen. „Phurba wird sich im Basislager aufhalten und nicht versuchen, den Everest erneut zu besteigen“, schreibt mir der Neuseeländer Russell Brice, Chef des Expeditionsveranstalters Himalayan Experience. „Der Rekord bedeutet mir nichts“, hatte mir Phurba vor zwei Jahren erzählt, als ich ihn zu Hause in Khumjung besucht hatte. „Es ist viel wichtiger, wieder gesund herunterzukommen. Schließlich habe ich eine Frau und fünf Kinder, die ich versorgen muss.“ Der Dritte im Rekord-Bunde, Apa Sherpa, kommt wie Kami Rita aus Thame, lebt aber inzwischen in den USA. Der 58-Jährige hat 2011 seine Everest-Karriere beendet.

Datum

14. April 2018 | 22:25

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