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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Dujmovits kehrt am Everest auf 8500 Metern um

Ralf Dujmovits

Wie schade! Ralf Dujmovits hat sich seinen Traum nicht erfüllen können, im achten Anlauf doch noch den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff zu erfüllen. Der 55-Jährige kehrte auf 8500 Metern um. Von Lager 3 auf 8300 Metern aus rief er per Satellitentelefon seine Lebensgefährtin, die kanadische Bergsteigerin Nancy Hansen an. „Er musste auf 8500 m umkehren, weil ein Sturm aufzog: 40 km/h Windböen mit Schnee. Er war dabei, das Gefühl in seinen Händen und Füßen zu verlieren“, schrieb Nancy auf Facebook. Er werde zusammenpacken und so weit wie möglich herunter steigen. „Wie ihr euch vorstellen könnt, ist er extrem enttäuscht. Das Wetter hat einen Gipfelerfolg einfach nicht zugelassen.“ Ralf umsichtige Entscheidung verlangt Respekt und zeigt, dass er noch Herr seiner Sinne war.

Noch alle Finger und Zehen

Gipfel des Mount Everest (vom Nordostgrat aus gesehen)

Dujmovits bestieg als bisher einziger Deutscher alle 14 Achttausender, lediglich am Everest griff er im Herbst 1992 oberhalb des Südsattels bei schlechtem Wetter zur Atemmaske. Das hat Ralf immer als Makel seiner bergsteigerischen Bilanz empfunden, den er so gerne beseitigen wollte. Doch dieser achte Versuch sollte nach seinen Worten sein „definitiv letzter“ sein. Ziemlich knapp hat er heute sein sportliches Ziel verpasst, doch seiner Grundmaxime ist er treu geblieben: Wichtiger ist es, gesund wieder herunterzukommen. Mit einem gewissen Stolz verweist Ralf darauf, dass er auch nach über drei Jahrzehnten Expeditionen zu den Achttausendern noch alle Finger und Zehen hat – ganz zu schweigen davon, dass er – im Gegensatz zu einigen Weggefährten – seine Abenteuer überlebt hat.

Später Griff zur Flasche

Die US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards erreichten heute über die Nordroute den 8850 Meter hohen Gipfel. Cory griff beim Aufstieg jedoch zu Flaschensauerstoff, weil er sich nicht wohl fühlte, seinen Freund Adrian aber weiter unterstützen wollte. Richards hatte 2016 den Gipfel ohne Atemmaske erreicht, Ballinger hatte damals umdrehen müssen.

Latorre macht die 14 voll

Everest-Südseite

Von der Südseite aus erreichten nach spanischen Medienberichten der Spanier Ferran Latorre und der Österreicher Hans Wenzl den Gipfel. Latorre sagte nach seiner Rückkehr zum Südsattel, er habe im Gipfelbereich Flaschensauerstoff benutzt: „Es war zu hart.“ Ob auch Wenzl zur Atemmaske griff, ist noch nicht bekannt. Latorre hat mit seinem Erfolg am Everest seine Achttausender-Sammlung vervollständigt. Die anderen 13 Gipfel hatte er ohne zusätzlichen Sauerstoff erreicht.

Graziani und Sangay drehen um

Der Franzose Yannick Graziani und der Sherpa Dawa Sangay waren auf 8500 Metern umgekehrt. „Zu viel Schnee, zu viel Wind, man friert fast an Ort und Stelle ein. Zu riskant ohne Sauerstoff“, sagte Yannick hinterher. Noch gibt es keine Informationen, ob die Französin Elisabeth Revol den Gipfel erreicht hat. Auch sie wollte heute ohne Atemmaske auf den höchsten Berg der Erde steigen. In diesem Frühjahr hatte Elisabeth bereits am Achttausender Makalu den Vorgipfel erreicht und anschließend den Lhotse bestiegen.

P.S. Ich werde für den Rest des Tages offline sein und kann deshalb am heutigen Samstag keine weiteren Updates liefern. (15 Uhr MESZ)

Update, 28. Mai: Nachtrag zu den Ereignissen am Everest: Hans Wenzl hat gestern als einziger auf der Südseite den Gipfel ohne Flaschensauerstoff erreicht. Ferran Latorre hatte weit oben zur Atemmaske gegriffen. Beide übernachteten am Südsattel und sind heute abgestiegen. Elisabeth Revol hat gestern wegen der widrigen Wetterverhältnisse „nicht weit vom Gipfel“, wie sie schreibt, umgedreht. Auf der Nordseite erreichte Kilian Jornet zum zweiten Mal innerhalb einer Woche den Gipfel ohne Atemmaske. Ralf Dujmovits stieg gestern den ganzen Weg von seinem Umkehrpunkt auf 8500 Metern bis in vorgeschobene Basislager ab, heute ging es weiter zum Chinese Base Camp. Auch Adrian Ballinger und Cory Richards erreichten nach ihrem Gipfelerfolg noch gestern das ABC.

Datum

27. Mai 2017 | 12:42

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