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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Ogre nach Nachtfahrplan

Ogre-Ostpfeiler

Kaum etwas war möglich in diesem Sommer am Ogre I. „Das Wetter zeigte sich grundsätzlich eher von der schlechten Seite“, schreibt Alexander Huber auf Facebook über seine Expedition zu dem 7285 Meter hohen Berg in Pakistan. Die Bedingungen waren grenzwertig. „Wenig Altschnee vom Winter und viel Neuschnee vom Frühsommer im Schneedeckenaufbau. Dazu die generell hohen Temperaturen. Macht in der Summe jede Menge Faulschnee (Schneematsch).“ Der 48-Jährige, der jüngere der Huberbuam, hatte in diesem Sommer mit den beiden Osttirolern Mario Walder und Christian Zenz sowie dem Schweizer Dani Arnold den Gipfel über den noch nie durchstiegenen Ostpfeiler erreichen wollen. Schon vor der Abreise hatte Alexander den Ogre I mir gegenüber als „einen der exklusivsten Gipfel unserer Erde“ bezeichnet, „einen der schwierigsten Punkte, die man erreichen kann“. Das sollte sich bestätigen: Bergsteigen war nur nach Nacht-Fahrplan möglich.

Endstation am Einstieg zum Pfeiler

Gefährlicher Aufstieg zur Scharte

„Bei den drei Aufstiegen bis hin zur Scharte zwischen Ogre I und Ogre II hatten wir viel Energie aufzuwenden, die objektiven Risiken beherrschbar zu halten“, berichtet Alexander. „Seracs, kollabierende Wechten, Stein- und Nassschneelawinen, die ersten schon um sechs Uhr morgens, ließen uns wenig Spielraum: Jede Aktivität hatte zwischen 24 Uhr und 5 Uhr stattzufinden, dann hieß es im Zelt 19 Stunden bis zum nächsten Einsatz in der folgenden Nacht zu warten.“ Der Plan, nur nachts unterwegs zu sein, „funktionierte leider auch nur halbwegs“, schreibt Dani Arnold auf seiner Homepage. „Denn es dauerte schon einige Stunden, bis der Schnee hart wurde in der Nacht und bis zum Sonnenaufgang blieb uns nur wenig Zeit zum Klettern.“ Schließlich fiel die Entscheidung: Endstation für den „Nachtzug“ am Einstieg zum Ostpfeiler – „weit weg von der Möglichkeit, unter diesen Bedingungen auch nur in die Nähe des Gipfels zu kommen“, so Alexander Huber. „Wir sind bereit, sehr viel für einen Berg zu geben. Energie, Motivation, Leidensbereitschaft, Herzblut und Risiko. Wenn es aber hoffnungslos ist, reift schnell die Erkenntnis, dass es Zeit ist, ‚Nein‘ zu sagen.“

Erst dreimal bestiegen

Damit bleibt es weiter bei nur drei Besteigungen des Ogre I. Die erste gelang am 13. Juli 1977, also vor 40 Jahren, den Briten Chris Bonington und Doug Scott. Der Abstieg wurde zum Drama mit glücklichem Ausgang: Scott brach sich beide Knöchel, Bonington zwei Rippen. Dennoch erreichten beide, unterstützt von den anderen Teammitgliedern, eine Woche nach dem Gipfelerfolg das Basislager. Eine der großen Überlebensgeschichten an den höchsten Bergen der Welt. 2001 schafften Alexanders Bruder Thomas und die beiden Schweizern Urs Stoecker und Iwan Wolf die zweite Besteigung des Bergs, 2012 die US-Amerikaner Kyle Dempster und Hayden Kennedy die dritte.

Gefahr ernst genommen

Nichts zu holen

Für Alexander Huber war es der zweite gescheiterte Versuch am Ogre I. 1999 hatte er sich mit seinem Bruder Thomas sowie Toni Gutsch und Jan Mersch vergeblich am Südpfeiler versucht. Die Entscheidung, erneut umzukehren, sei alles andere als leicht gefallen, räumt Alexander ein: „Aber ich denke, dass wir verstanden haben, was der Berg uns mitteilen wollte. Und es gibt ihn ja noch länger, den Berg!“ Auch Dani Arnold trägt das Scheitern am Ogre mit Fassung. „Klar bin ich jetzt enttäuscht“, schreibt der 33-Jährige. „Ich bin aber überzeugt, dass zu oft eingegangenes, objektives Risiko einmal nicht mehr gut ausgeht. Abgesehen davon finde ich es auch dumm, etwas Absehbares nicht ernst zu nehmen.“

Datum

30. August 2017 | 21:55

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