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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Piolet d’Or für zwei Briten und drei Russen

Gipfelselfie von Ramsden und Bullock (r.)

Heute wird in Grenoble gefeiert – mit Goldenem Eispickel. Bei einem Festakt in der französischen Alpenstadt erhalten die diesjährigen Gewinner ihren Piolet d’Or, den „Oscar der Bergsteiger“.  Eine hochkarätig besetzte Jury, zu der auch der deutsche Topkletterer Thomas Huber gehörte, hatte im Frühjahr zwei Expeditionsteams für die prestigeträchtige Auszeichnung ausgewählt. Die beiden Briten Paul Ramsden und Nick Bullock werden für ihre Erstbegehung der Nordwand des 7046 Meter hohen Nyainqentangla South East in Tibet geehrt. „Es ist fast unmöglich, diese Wand ohne Superlative zu beschreiben“, berichtete Nick Bullock nach der Expedition im Herbst 2016 auf seiner Internetseite. „Sie war ein Traum, sie hatte Wasserrinnen, Eis, Schneefelder, scharfe Grate – in der Art eines krummen Riesen-Monster-Matterhorns. Eine 1600-Meter-Wand, die uns das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.“ Fünf Tage brauchten Ramsden und Bullock, um durch die Wand zu klettern.  

Ramsden jetzt Rekordpreisträger mit Prezelj

Die Route der beiden Briten

„Es klingt vielleicht, als wollte ich die Augen vor der Realität erschließen, aber ich halte es für das Beste, eine solche große Route Seillänge für Seillänge zu denken“, schrieb Paul Ramsden später in seinem Expeditionsbericht. „Befasse dich mit dem, was unmittelbar vor dir liegt und kümmere dich später um den Rest! Wenn du die Route als Ganzes siehst, kannst du allzu leicht eingeschüchtert werden.“

Der 48-Jährige wird bereits zum vierten Mal mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, damit schließt er zu Rekordgewinner Marko Prezelj aus Slowenien auf. Die ersten drei Goldenen Eispickel hatte Paul zusammen mit Mick Fowler erhalten, jeweils für spektakuläre Erstbegehungen an Sechstausendern. Der Nyainqentangla South East war der erste Siebentausender, den Ramsden bestieg. Für den 52 Jahre alten Nick Bullock ist es der erste Piolet d’Or. Für seine Erstbegehung der Nordwand am Sechstausender Chang Himal mit Andy Houseman war Nick für den Preis 2010 nominiert worden, letztlich aber leer ausgegangen.

Eine Route wie ein Strich

Direttissima auf den Thalay Sagar

Der andere Piolet d’Or 2017 geht nach Russland. Dmitry Golovchenko, Dmitry Grigoriev und Sergey Nilov werden für ihre neue Route durch die Nordwand des 6904 Meter hohen Thalay Sagar im indischen Himalaya ausgezeichnet: eine „Direttissima“, eine Route wie ein Strich, über den Nordpfeiler zum Gipfel. Für Golovchenko und Nilov ist es der zweite Goldene Eispickel nach 2013, als sie für ihre Erstbesteigung des Nordostsporn am Siebentausender Muztagh Ata im Westen Chinas geehrt worden waren.

Datum

8. November 2017 | 15:10

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