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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Der Yeti ist tot, es lebe der Yeti!

Yeti-Schädel im Kloster Khumjung

Als Kind hat wahrscheinlich jeder diese Phase erlebt. Eigentlich weißt du, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt und dass es deine Eltern sind, die die Geschenke unter den Baum legen. Und doch verdrängst du diese Tatsache – einfach, weil der Weihnachtsmann zum Fest dazugehört. So ähnlich ergeht es mir mit dem Yeti. Eigentlich glaube ich nicht daran, dass es dieses riesenhafte Bergungeheuer auf zwei Beinen gibt, und doch gehören der Mythos und die zahllosen Legenden über den Yeti für mich einfach zum Himalaya dazu. Deshalb finde ich es – ehrlich gesagt – ziemlich doof, dass sich US-Wissenschaftler von der Universität Buffalo nun hinstellen und sagen: Der Yeti ist eigentlich ein Bär.

Bärenhaare und Hundezahn

Himalaya-Braunbär

Sie untersuchten 24 Proben, die Yetis zugeschrieben wurden und in diversen Klöstern und Museen lagerten oder bei Reisen nach Pakistan gesammelt worden waren – u. a. Knochen, Haare, Kotreste – und verglichen sie mit der DNA bekannter Tierarten. Das Ergebnis: Fast alle konnten Bären zugeordnet werden: Himalaya-Braunbären, Tibetischen Braunbären, Eurasischen Braunbären oder Asiatischen Schwarzbären. Lediglich ein vermeintlicher Yeti-Zahn aus einem der Messner-Bergmuseen entpuppte sich als Beißwerkzeug eines Hundes. Reinhold Messner fühlt sich bestätigt – allerdings nicht wegen des Hundezahns, sondern wegen der Bärenreste. Er selbst hatte schließlich bereits vor fast 20 Jahren ein Yeti-Buch geschrieben (und daran nicht schlecht verdient), in dem er das Bergungeheuer als Braunbären enttarnt hatte.

Drei tote Yaks

Der Machhermo Peak

Ob in Tibet, Nepal oder Bhutan, im ganzen Himalaya wurden über Jahrhunderte Geschichten über Yetis überliefert, die Yak-Herden und Hirten überfielen oder auch Menschen entführten. Angeblich gab es sogar 1974 im Everest-Gebiet noch einen Zwischenfall: Lhakpa Doma Sherpa behauptete, sie sei von einem knapp 1,50 großen (oder eher kleinen) Yeti angegriffen worden, als sie ihm Gokyo-Tal ihre Yak-Herde hütete. Der Yeti habe ihr die Zöpfe ausgerissen und das Kleid zerfetzt, erzählte die damals 19-Jährige Sherpani. Nur weil sie sich tot gestellt habe, habe sie überlebt. Der Yeti habe drei Yaks getötet.

Lachen mit aufgestellten Nackenhaaren

Yeti-Spuren? (fotografiert 1937 vom britischen Bergsteiger Frank Smythe)

Der Zwischenfall ist sogar auf meiner Trekking-Karte von National Geographic aus dem Jahr 2000 vermerkt, die ich noch im letzten Jahr benutzte, als wir durch das Gokyo-Tal wanderten. Als wir an der Stelle des vermeintlichen oder tatsächlichen Yeti-Überfalls nahe der 4470 Meter hohen Siedlung Machhermo vorbeikamen, machte ich meinen Sohn und unseren Guide auf die mögliche Gefahr aufmerksam. Wir lachten – und doch war eben da diese kleine Spur Ungewissheit dabei, die dafür sorgen kann, dass sich deine Nackenhaare kurzzeitig aufstellen: Hat es sich vielleicht doch so zugetragen?

Der Yeti lebt!

Yeti-Bären-Knochen aus einer Höhle in Tibet

Wenn man genau liest, lassen sich ja auch die US-Wissenschaftler ein kleines Hintertürchen offen, wenn sie bilanzieren: „Es deutet stark darauf hin, dass die biologische Grundlage der Yeti-Legende lokale Braun- und Schwarzbären sind.“ Der Hauch eines Zweifels bleibt. Vielleicht haben die Leute ja auch einfach nur Bärenhaare oder -knochen als Yeti-Relikt ausgegeben, weil die richtigen Schneemenschen zu stark und clever waren, sie sich abluchsen zu lassen. Der Yeti lebt – wie der Weihnachtsmann!

Datum

1. Dezember 2017 | 13:21

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