Immer noch keine Rettung Gukovs möglich
Das Drama am Latok I geht weiter. Wieder ist ein Tag verstrichen, an dem Alexander Gukov am Nordgrat des Siebentausenders im Karakorum festsitzt, ohne dass ihn Hilfe erreichen konnte. Wie schon das gesamte Wochenende über verhinderten auch heute dichte Wolken, dass sich Rettungshubschrauber der Stelle auf rund 6200 Metern nähern konnten, an dem der 42 Jahre alte russische Bergsteiger seit Mittwoch vergangener Woche ausharrt – ohne Lebensmittel und ohne Ausrüstung. Die Hubschrauber stiegen zwar auf, kehrten aber wieder zurück, ohne Gukov nahe gekommen zu sein. „Heute wird es keine weiteren Versuche geben“, berichtet mountain.ru. „Das Wetter wird schlechter.“ Es ist wie verhext. „Stell dir vor, alles ist frei, nur der Latok steckt vollkommen in Wolken!“, ließ Viktor Koval aus dem Basislager wissen. „Die Piloten habe es kaum geschafft, wegzufliegen.“
Russische Spezialisten auf dem Weg
Mit den Slowenen Ales Cesen und Luka Strazar sowie dem Briten Tom Livingstone sind drei weitere Topbergsteiger im Latok I-Basislager eingetroffen. Nach wie erscheint die Option, Gukov vom Hubschrauber aus am langen Seil vom Berg zu holen oder ihn wenigstens mit Lebensmittel und Material zu versorgen, die erfolgversprechendste zu sein. Allerdings müsste es dafür für eine Weile aufklaren. Inzwischen ist eine russische Hubschraubercrew nach Pakistan aufgebrochen, die sehr viel Erfahrung mit Rettungen am langen Seil hat. Die beiden Russen sollen die pakistanischen Rettungskräfte unterstützen.
Seit Samstag kein Kontakt mehr
Weil der Akku von Gukovs Satellitentelefon seit Samstag erschöpft ist, gibt es keinen Kontakt mehr zu dem Bergsteiger. Alexander ist nun bereits seit 18 Tagen am Berg. Sein 26 Jahre alter Seilpartner Sergey Glazunov war – wie berichtet – am Dienstag vergangener Woche beim Abseilen in den Tod gestürzt. Die beiden Russen hatten versucht, den Nordgrat des Latok I erstmals bis zum Gipfel auf 7145 Meter Höhe zu klettern. Offenbar waren sie auf einer Höhe von knapp 7000 Metern umgekehrt. Seit dem legendären ersten Versuch 1978, als die US-Amerikaner Jeff und George Henry Lowe, Michael Kennedy und Jim Donini im Sturm rund 150 Meter unterhalb des Gipfels hatten umdrehen müssen, sind rund 30 Versuche gescheitert, die Route über den Nordgrat zu meistern.