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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

David Lama nach Solo-Erstbesteigung des Lunag Ri: „Intensivste Zeit“

Die letzten Meter zum Gipfel des Lunag Ri (Bild aufgenommen von einer Drohne)

„Ich quere die letzten paar Meter über windgepressten Schnee, der auf der nepalesischen Seite des Berges am Granit klebt. Auch wenn mein Kopf voll ist mit den Eindrücken, die ich dort oben jeden Augenblick aufsauge, so sind meine Gedanken doch irgendwie leer. Das Wissen, sich keinen Fehler erlauben zu dürfen, ist konstant präsent und dominanter als alle Gefühle. Es mündet in intensiver, fast schon anstrengender Konzentration, wie ich sie nur von anderen Alleingängen in den Bergen kenne“, schreibt der österreichische Top-Bergsteiger David Lama auf seiner Internetseite über jenen Moment, als der 28-Jährige vor gut einem Monat als erster Mensch den Gipfel des 6907 Meter hohen Lunag Ri betrat (s. Video unten). Der technisch schwierige Berg liegt im Rolwaling Himal an der Grenze zwischen Nepal und Tibet, gut 35 Kilometer Luftlinie nordwestlich des Mount Everest. „Ganz vorne am Gipfelsporn angekommen bleibe ich stehen. Es fühlt sich ungewohnt an, dass es auf einmal kein weiter mehr gibt. Ich sacke auf meine Knie, bin müde und glücklich, auch wenn ich es jetzt gerade vielleicht nicht so ausdrücken könnte. Ich denke kurz an Conrad. Er ist der einzige, mit dem ich diesen Moment gerne geteilt hätte.“

Im dritten Anlauf erfolgreich

David Lama alleine unterwegs

Bei ihrem ersten gemeinsamen Versuch im Herbst 2015 hatten Lama und der mit allen Himalaya-Wassern gewaschene US-Bergsteiger Conrad Anker 300 Meter unterhalb des Gipfels wegen einer taktischen Fehlentscheidung umkehren müssen. Ein Jahr später erlitt Conrad am Berg einen Herzinfarkt und musste vorzeitig abreisen. David versuchte einen Soloaufstieg versucht, diesmal war rund 250 Meter unter dem Gipfel Endstation. Nachdem der inzwischen von seinem Infarkt wieder genesene 56 Jahre alte Anker aus Rücksicht auf seine Familie für den dritten Anlauf in diesem Herbst abgesagt hatte, plante David akribisch einen neuerlichen Alleingang und war – wie berichtet – am 25. Oktober erfolgreich. Seitdem hatte die Bergsteigerszene mit Spannung auf nähere Informationen Lamas gewartet.

„Recht nahe am Limit“

Am Grat

Nach eigenen Angaben kämpfte sich David drei Tage lang bei eisigen Temperaturen von bis zu minus 30 Grad Celsius und stürmischem Wind von bis zu 80 Stundenkilometern über den Nordwestgrat den Berg hinauf. In anspruchsvollem kombiniertem Gelände musste Lama sowohl steile Schneefelder und sprödes Eis als auch Felspassagen überwinden. An besonders exponierten Stellen habe er sich selbst gesichert, so David, die meiste Zeit sei er ohne Seil geklettert. Zweimal übernachtete der Österreicher im Biwakzelt, nach dem Gipfelerfolg stieg er in einem Zug ab und erreichte im Dunkeln wieder das Basislager. „Am letzten Tag bin ich recht nahe an mein Limit gekommen“, sagt David rückblickend. „Die drei Tage am Lunag Ri waren mitunter die intensivste Zeit, die ich jemals an einem Berg erlebt habe. Allein zu sein, hat dieses Gefühl nochmals verstärkt, genauso wie alles, was ich seit meinem ersten Erstbesteigungsversuch mit Conrad Anker 2015 erlebt habe.“

Datum

27. November 2018 | 13:17

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