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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Weil sie da sind

Der Mount Everest liegt in Fesseln. Auf der nepalesischen Südseite des höchsten Bergs der Erde haben Sherpas bis zum höchsten Punkt Fixseile gelegt. Und auch auf der tibetischen Nordseite dürfte es kaum anders aussehen. Alles ist bereitet für den Massenansturm. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Wetterverhältnisse, wann und wie viele zahlende Kunden den Gipfel erreichen. Eine Kanadierin war bereits, begleitet von ihrem Sherpa, oben auf 8850 Metern. Hunderte andere werden folgen.


Basislager auf der Südseite des Mount Everest

Everest-Besteiger als Geldquelle

Die Diskussionen über Sinn oder Unsinn des Massentourismus am Mount Everest, die seit dem Beginn des kommerziellen Bergsteigens Anfang der 1990er Jahre geführt werden, finde ich inzwischen müßig. Denn es ist schlichtweg Realität, dass Jahr für Jahr mehrere hundert Bergsteigern den Chomolungma belagern, die „Göttinmutter der Erde“, wie die Tibeter den Everest nennen.
Wer sollte ein Interesse daran haben, den Strom der Gipfelanwärter zu bremsen? Die Bevölkerung des Solu Khumbu, der Region um den Mount Everest, lebt schließlich vom Tourismus rund um die Expeditionen, genauso die Menschen auf der tibetischen Seite des Bergs. Wer will es ihnen verübeln? Nepal etwa gehört nach Bewertung der Vereinten Nationen nach wie vor zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt.
Die Frage nach dem sportlichen Wert einer Everest-Besteigung stellt sich für die Menschen im Himalaya genauso wenig wie jene, warum die Besucher aus dem Rest der Welt überhaupt so versessen darauf sind, auf dem Dach der Welt zu stehen. Und warum riskieren die Sherpas nicht selten ihr Leben für die Kunden und steigen selbst auf den Gipfel? Analog zu George Leigh Mallorys legendärem Ausspruch „Weil er da ist“ könnten sie antworten: „Weil sie da sind“, die Geldbringer aus den USA, Europa, Asien oder sonst wo.


Blauschafe am zentralen Rongbuk-Gletscher

Tierische Begleiter

Abseits der Normalrouten ist der Mount Everest kurioserweise immer noch ein einsamer Berg geblieben. Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits erleben das in diesem Jahr – wie schon 2005, als ich sie begleiten durfte – erneut eindrucksvoll. Während die Basislager der kommerziellen Teams auf beiden Seiten des Bergs kleinen Städten gleichen, verlieren sich die Zelte der beiden fast auf dem zentralen Rongbuk-Gletscher. Gesellschaft leisten ihnen nicht Massen an Gipfelanwärtern, sondern ein paar Schneehühner und Blauschafe.

P.S. In diesem Blog darf auch diskutiert werden. Was haltet ihr vom Treiben am Mount Everest? Kommentare könnt ihr hier unten abgeben.

Datum

8. Mai 2010 | 12:40

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