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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Tödlicher Absturz am K 2

Schock für Gerlinde: Vor ihren Augen ist der schwedische Extrembergsteiger und –skifahrer Fredrik Ericsson tödlich abgestürzt. Ralf berichtet aus dem K-2-Basislager, dass Gerlinde mit Fredrik und dessen Freund Trey Cook aus den USA in der vergangenen Nacht vom obersten Lager auf rund 8000 Metern aus Richtung Gipfel aufgestiegen sei. Zu dieser Zeit habe es starken Wind und schlechte Sicht gegeben. Die Wetterprognose sei jedoch günstig gewesen. Trey Cook sei vor der Schlüsselstelle, dem lawinengefährdeten „Flaschenhals“, umgekehrt. Eine Stunde später dann das Drama. Gerlinde habe sich, so Ralf, „mit Entsetzen gemeldet: Fredrik sei an ihr vorbei gestürzt und sie steige sofort ab, um nach ihm zu schauen. Kurze Zeit später meldet sie sich wieder, dass sie nur einen der beiden Skier, die Fredrik mit sich trug, gefunden hätte.“ Gerlinde vermute, dass der Schwede, der im tiefen Schnee unangeseilt vorstieg, einen Haken in einen Fels habe schlagen wollen und dabei weggerutscht sei.


Fredrik Ericsson stürzte am K 2 tödlich ab

Vater lehnte risikoreiche Bergung ab

Gerlinde stieg zum obersten Lager ab, zwei italienische Bergsteiger kamen ihr entgegen und kehrten mit ihr gemeinsam um. Der russischer Bergsteiger Yura Ermachek, der weiter abgestiegen war, konnte die Bergflanke einsehen, in die Fredrik Ericsson gestürzt war. Auf etwa 7600 Metern erkannte er den reglosen Körper des Schweden. Es wäre mit „extremen Risiken wie Schneebrettgefahr und Eisschlag“ verbunden gewesen, die Stelle zu erreichen, schreibt Ralf. „Beim Gespräch mit Fredriks Vater meinte dieser, keine weiteren Gefahren oder Risiken für andere in Kauf zu nehmen und Fredrik an dieser Stelle mit Blick zu seinen Lieblingsbergen, der Chogolisa und dem Laila-Peak, liegen zu lassen.“

“Leistungsstärkster Bergsteiger“

Fredrik Ericsson hatte die drei höchsten Berge der Erde, den Mount Everest, den K 2 und den Kangchendzönga mit Skiern abfahren wollen. Von den Achttausendern Shishapangma (2004) und Gasherbrum II (2005) war dem 35-Jährigen das zuvor bereits gelungen. „Fredrik Ericsson war hier im Basislager wahrscheinlich der leistungsstärkste Bergsteiger und bei uns allen äußerst beliebt“, charakterisiert Ralf den Schweden. „Wie kein anderer hat er jederzeit freundliche, gute Laune verbreitet, war immer optimistisch und hat uns mit seiner Leidenschaft für das Bergsteigen und das Steilwand-Skifahren angesteckt und begeistert.“


Und wieder steigt Gerlinde ab

Große Steinschlaggefahr

Ralf war bereits am Vortag ins Basislager zurückgekehrt. Die permanente Steinschlaggefahr war ihm zu groß. „Irgendwann auf ca. 7500 Metern, als ich voraus steigend wieder einen fußballgroßen Stein durch leichtes Berühren mit den Steigeisen abgetreten hatte, war es mir persönlich zu spannend und ich beschloss, für mich das Abenteuer K2 2010 zu beenden. Die Chance, einen Stein auszulösen, der einen der Kollegen verletzt oder selbst einen Stein abzubekommen, hatte ich noch bei keiner anderen Bergtour so hoch eingeschätzt.“
Gerlinde wurde bei ihrem weiteren Abstieg Richtung Basislager immer wieder von herabstürzenden Steinen bedroht. Auch sie dürfte nach dem tragischen Geschehen des heutigen Tages für dieses Jahr einen Schlussstich unter das Unternehmen K 2 ziehen. Immerhin hat sie – im Gegensatz zu Fredrik Ericsson – überlebt.

Datum

6. August 2010 | 16:14

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