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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Im Himalaya des Rheinlands

Holländer sind Europas Bergnomaden der Gegenwart. Jedenfalls habe ich immer diesen Eindruck, wenn ich – egal eigentlich zu welcher Jahreszeit – mit dem Auto in die Alpen fahre.


Hochsauerland mit Puderzucker

Im Vergleich dazu nimmt sich die Zahl der Höhenbergsteiger aus den Niederlanden gefühlt eher bescheiden aus. 2004, bei den Jubiläumsfeiern zum 50. Jahrestag der K-2-Erstbesteigung, lernte ich in Islamabad Ronald Naar kennen. Der hatte 1992 den Mount Everest bestiegen und damit als siebter Mensch überhaupt die Seven Summits komplettiert, die höchsten Berge aller Kontinente. 1995 erreichte Naar den Gipfel des K 2, des zweithöchsten Bergs der Erde. Mit dabei war damals auch Hans van der Meulen, mit fünf Achttausendern derzeit der Rekordhalter unter den niederländischen Höhenbergsteigern. Aktuell wäre noch Wilco van Rooijen zu nennen, der sich selbst als „einen der wenigen Profi-Abenteurer in den Niederlanden“ bezeichnet. 2004 erklomm er ohne Atemmaske den Mount Everest. 2008 geriet der 43-Jährige, der übrigens heute Geburtstag feiert (Glückwunsch!), am K 2 in die Schlagzeilen: Van Rooijen überlebte nach Erreichen des Gipfels mit viel Glück die Lawinenkatastrophe, die insgesamt elf Bergsteigern das Leben kostete.

Skiferien im Land ohne Skigebiet

Zurück zum Ausgangspunkt. Die Holländer lieben die Berge. Vielleicht weil kaum ein Land flacher als ihres ist. Und doch gibt es in den Niederlanden Skiferien, als „Frühjahrs-Schulferien“ getarnt. Skifahren kann man in unserem Nachbarland allerdings nur in der Halle, auf Kunstschnee. Es kann den reiselustigen Niederländern also wirklich niemand verübeln, dass es sie in die richtigen Berge zieht. Die geographisch nächsten, die zumindest von der Höhe her diesen Namen verdienen, liegen im Hochsauerland. So misst der bekannteste Hügel des Rothaargebirges, der Kahle Asten, immerhin 842 Meter.


Erste Flocken im Netz

Einsames Sauerland

Genau dort, im Hochsauerland, dem „Himalaya des Rheinlands“, nahm ich jetzt mit meiner Herzallerliebsten eine kleine Auszeit. Großen Sport hatten wir uns nicht auf die Fahne geschrieben. Das Abenteuer bestand eher darin, zwei Tage lang den Alltag auszublenden, eine überschaubare Zeit lang zu wandern, in der Sauna zu entspannen, lecker zu essen und lange zu schlafen.
Gewöhnlich ist die Region, sobald der erste Schnee fällt, fest in holländischer Hand. Davon zeugen die zahlreichen zweisprachigen Schilder „Skiverhuur – Skiverleih“. Schon während unserer ersten Wanderung begann es, kleine Flocken zu schneien, verhalten noch, aber zweifellos die ersten Vorboten des Winters. Auch am zweiten Tag rieselte ein wenig Schnee. Wir liefen und liefen. Aber wir trafen niemanden. Nicht einmal Holländer.


Das sieht doch schon fast nach Winter aus

Vorhut im Restaurant

Als wir auf der Heimfahrt in einem Restaurant einkehrten, saß am Nebentisch immerhin ein Ehepaar aus den Niederlanden. Die Vorhut war also eingetroffen. Inzwischen zeigen die Internet-Kameras im Hochsauerland eine geschlossene Schneedecke. Und ich bin mir ganz sicher: An diesem Wochenende werden die lieben Bergnomaden aus dem Nachbarland dort ihre Zelte auf-, oder vielleicht doch eher ihre Wohnwagen abgestellt haben.

Datum

25. November 2010 | 16:07

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