Nackte Ironmen
Nicht nur die Appenzeller Kantone haben ihre Nacktwanderer, sondern auch die nahe gelegene Region Vorarlberg. Allerdings sind die in Österreich nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Gusseisen. Und eigentlich wandern diese „Ironmen“ auch nicht, sondern stehen fest an einer Stelle in den Bergen. Das Kunsthaus Bregenz hat im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem englischen Bildhauer Antony Gormley die ungewöhnliche Kunstaktion „Horizon Field“ umgesetzt. 100 lebensgroße Abgüsse eines männlichen Nackedeis hat Gormley in den Bergen um die Orte Mellau, Schoppernau, Schröcken, Warth, Mittelberg, Lech, Klösterle und Dalaas installiert.
Eingeschneiter Eisenmann
Dort sollen sie bis April 2012 stehen bleiben, dem natürlichen Verfall preisgegeben. „Horizon Field“ stelle grundlegende Fragen, schreibt der 60 Jahre alte Künstler: „Wer sind wir? Was sind wir? Woher kommen wir? Wohin führt der Weg?“ Darüber lässt sich natürlich trefflich diskutieren, meditieren oder lamentieren – je nach Vorliebe. Doch keine Angst, das überlasse ich den Kunst- und Philosophie-Blogs.
Eigentlich wollte ich euch nur nicht diese munter vor sich hin rostenden Eisenmänner vorenthalten. Ich entdeckte den ersten beim Einfahren für den „Weißen Ring“ in Lech, das laut Guinness-Buch der Rekorde längste Skirennen der Welt.
Wildpinkler?
Auf den ersten Blick dachte ich an einen Wildpinkler. Aber welcher Zeitgenosse mit schwacher Blase erleichtert sich so weit abseits der Piste und doch so gut sichtbar im Tiefschnee? Bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass es sich um eine Skulptur handelte. Später entdeckte ich weitere „Ironmen“ am Rande der Piste – und irgendwann ertappte ich mich dabei, dass ich regelrecht nach den Figuren suchte.
Eisenmann auf Windkante
Einem der Eisenmänner stattete ich auch einen Besuch ab. Ich wartete nur darauf, dass, per Bewegungsmelder animiert, plötzlich ein Tonband anspringen und er mir zuraunen würde: „Depp, damischer!“ Doch nichts dergleichen geschah. Der Gute stand einfach nur da und genoss die Aussicht. Nackt wie der Künstler ihn erschaffen hat. Der Kontrast zu den perfekt durchgestylten, hyperaktiven Pseudosportlern an den Champagner-Theken der umliegenden „Hütten“ hätte kaum größer sein können.