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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Putha Hiunchuli

Unsere Lehrer hatten unrecht. „Es gibt keine dummen Fragen“, war einer ihrer beliebtesten Sprüche. Das war allerdings vor Einführung des Privatfernsehens. Dort gibt es ja kaum eine Sendung, bei der die Zuschauer nicht dazu animiert werden, anzurufen und selbstverständlich ein nagelneues Auto der gehobenen Preisklasse zu gewinnen. Dafür müssen sie Fragen auf Nobelpreis-Niveau beantworten. Vorgestern etwa lief das stinklangweilige Europa-League-Finale zwischen Porto und Braga. Ich musste nicht lange auf das unvermeidliche Gewinnspiel warten. Als die Frage „Wer ist in diesem Jahr portugiesischer Meister geworden?“ eingeblendet wurde, war ich ein paar Sekunden lang verblüfft. Ein Rätsel für echte Fußball-Experten? Doch dann flimmerten die beiden Lösungsvorschläge über den Bildschirm: „A) FC Porto oder B) SC Versandkostenfrei?“ Diese Frage ist wirklich so dumm, dass sie schon fast wieder genial ist. Ich war versucht, für den SC Versandkostenfrei anzurufen.


Der Siebentausender Putha Hiunchuli

Nummer 92

Als ich euch das Rätsel stellte, welchen Berg ich im Herbst zu besteigen plane, dachte ich eigentlich, ich hätte euch – im Gegensatz zu den „Nobelpreis-Aufgaben“ im Privatfernsehen – eine harte Nuss gegeben, die ihr knacken müsstet. Doch schon der zweite Tipper, Thomas aus dem Erzgebirge, traf ins Schwarze: Putha Hiunchuli.
Der Berg in Nepal, zu dem ich mich mit einer kommerziellen Expedition des Veranstalter AMICAL alpin aufmache, misst immerhin 7246 Meter. Mit dieser Höhe wird er in der Liste der höchsten Gipfel der Welt mal auf Position 92, mal auf 95 geführt, also auf jeden Fall unter den Top 100. Abgesehen von seiner stattlichen Höhe gilt er als technisch leichter Berg, hat also meine Kragenweite. Ich bin gespannt, wie hoch ich gelange. Mein bisheriger Höhenrekord liegt bei knapp 6000 Metern.
Ein gutes Omen könnte der Tag der Erstbesteigung im Jahr 1954 sein: Der Brite James Owen Merion, genannt „Jimmy“ Roberts und Ang Nyima Sherpa erreichten den höchsten Punkt am 11.11. – für einen Kölner wie mich ein magisches Datum: Karnevalsanfang.


Kölner trainiert für „Karnevals“-Gipfel

Gipfel des schneebedeckten Bergs

Der Berg wird manchmal auch Dhaulagiri VII genannt, weil er der westlichste Gipfel des Massivs um den Achttausender ist. Aber was heißt „Putha Hiunchuli“ eigentlich übersetzt? Bei der Recherche im Internet wurde ich nicht fündig. Ich fragte meine nepalesischen Freunde Gowa und Mahesh. Hiunchuli, schrieben sie mir zurück, bedeute in Nepali „Gipfel des schneebedeckten Bergs“ (him=schneebedeckter Berg, chuli=Gipfel). Bei Putha waren auch die beiden ratlos. Wisst ihr es? Eine Frage für Experten.

Datum

20. Mai 2011 | 17:36

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