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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Jagd auf den Everest-Altersrekord

Min Bahadur Sherchan

Warum muss ein 85-Jähriger den Mount Everest besteigen? Für den Weltfrieden. Für den Umweltschutz. Für das Selbstbewusstsein der Alten. Als Inspiration für die Jungen. All diese vermeintlichen Gründe mussten herhalten, als Min Bahadur Sherchan Anfang der Woche in Kathmandu offiziell bekannt gab, dass er in diesem Frühjahr erneut den 8850 Meter hohen Gipfel erreichen wolle. Dabei geht es eigentlich nur darum, Yuichiro Miura den Everest-Altersrekord wieder abzujagen. Der Japaner hatte 2013 im Alter von 80 Jahren Sherchan als Everest-Methusalem abgelöst. Fünf Jahre lang hatte der Nepalese zuvor die Rekordliste angeführt, nachdem er 2008 im Alter von 76 Jahren und 340 Tagen auf dem höchsten Berg der Erde gestanden hatte.

Alter mit „jungem Mut“

Rekordhalter Yuishiro Miura

Bereits kurz nach Miuras Gipfelerfolg, gegen Ende der Everest-Frühjahrssaison 2013, und dann 2015 hatte sich Min Bahadur den Rekord zurückholen wollen. 2013 hatte sich der Nepalese jedoch bei einem Sturz oberhalb des Basislagers eine Rippenverletzung zugezogen. Außerdem hatte sich kein Wetterfenster mehr geöffnet. Zwei Jahre später hatte das verheerende Erdbeben in Nepal mit fast 9000 Toten zum Abbruch aller Aktivitäten  am Everest geführt. Jetzt will es der Oldie noch einmal wissen. „Ich mag vielleicht alt sein, wenn man die Zahl der Lebensjahre betrachtet, aber ich habe immer noch einen jungen Mut“, sagte Sherchan. „Ich werde den Gipfel des Everest erreichen, was auch kommen mag.“

Ex-Gurkha nicht in der Ghurka-Expedition

Sherchan nach seinem Everest-Aufstieg 2008

Ein Team von sechs Sherpas, darunter einige Everest-Besteiger, soll dem Senior auf den Gipfel helfen. Möglich gemacht hatte die Expedition erst eine Spendenkampagne, die in Großbritannien lebenden Nepalesen initiiert hatten. Anfang des Jahres hatten britische Medien berichtet, Sherchan, der als junger Mann Soldat im Gurkha-Regiment der britischen Armee  war, werde zur Gurkha-Everest-Expedition 2017 gehören. Eine Medien-Ente, wie sich herausstellte. „Er ist nicht Teil des Teams. Sein Projekt ist ein gesonderter, privater Versuch“, schrieben mir damals die Organisatoren der britischen Expedition.

Noch keine Altersgrenze für Senioren

Dass Sherchan sich überhaupt noch einmal am Everest versuchen darf, verdankt er auch der chronischen Schläfrigkeit der nepalesischen Regierung. Wieder einmal haben es die Verantwortlichen in Kathmandu nicht fertig gebracht, die seit 2002 gelten „Regeln für Bergsteiger-Expeditionen“ zu ändern. Die Vorlage aus dem vergangenen Jahr sah unter anderem ein Verbot für Bergsteiger vor, die älter als 75 Jahre sind. Vielleicht wird die Regel ja eingeführt, wenn Min Bahadur Sherchan den Altersrekord nach Nepal zurückgeholt hat.

Datum

9. März 2017 | 11:39

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