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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Panne am Anfang und ein dickes Ende

Arbeit für den Mechaniker

Es ist der 13., aber ein Donnerstag. Daran kann es also nicht liegen, dass der Tag mit einer Panne beginnt. Bei Kilometer zehn, direkt nach der Frühstückspause in Breuna, verkeilt sich die Kette so zwischen kleinstem Ritzel und Rahmen, dass sich die Pedale nicht mehr vorwärts bewegen lässt. Ich muss das Gepäck abladen und das Hinterrad herausnehmen, um die Kette zu befreien. Da ich nicht gerade der geborene Fahrradmechaniker bin, verliere ich eine dreiviertel Stunde, ehe ich die Fahrt fortsetzen kann. Als radelnder Schornsteinfeger, denn meine Hände sind von der Kettenschmiere schwarz, und auch die Beine haben ein paar Streifen abbekommen. Das Gelände wird hügeliger. Ich komme deutlich langsamer voran, als ich gedacht hatte. Das liegt natürlich auch daran, dass ich schon über 500 Kilometer in den Beinen habe. Die Waden brennen, die Knie knarzen und ich rutsche auf dem Sattel herum, um eine Position zu finden, auf der ich noch schmerzfrei sitzen kann. Vergeblich.

Leckeres Kürbissüppchen 

Pause in Fritzlar

In Naumburg wirbt das Café „Milch und Zucker“auf einem Aufsteller für ein „leckeres Kürbissüppchen“. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Das Süpchen schmeckt wirklich vorzüglich, und im WC des Cafés kann ich mir endlich die Schmiere von den Fingern waschen. Über schöne Landstraßen erreiche ich Fritzlar, eine schnuckelige Stadt mit vielen alten Fachwerkhäusern. Viele Menschen sitzen in der Sonne und lassen es sich bei Eis oder Kaffee gut gehen. Mehr als eine kurze Rast gönne ich mir nicht, denn es liegen noch viele Kilometer vor mir.  Einige Stunden später erreiche ich den Knüllwald und biege auf die deutsche Märchenstraße ein. 

Quälerei am Eisenberg 

Endlich oben

Ich sehe aber weder Betrunkene (in Köln bist du „knüll“, wenn du einen über den Durst getrunken hast) noch Feen, Elfen oder Zauberer. Immerhin aber passiere ich die Ruine Wallenstein. Zu diesem Zeitpunkt nähert sich mein Körper ebenfalls einem ruinösen Zustand, doch das dicke Ende steht mir noch bevor: das Knüllgebirge. Bei Tageskilometer 90 muss ich hinauf auf den Eisenberg. Mit acht Stundenkilometern, im kleinsten Gang, quäle ich mich hinauf. Mehrfach steige ich auch ab und schiebe, weil ich keinen Wadenkrampf riskieren will. Mein Zelt baue ich auf dem Campingpatz nahe Kirchheim im Dunkeln auf.Am Ende des langen Tages bin ich ziemlich am Ende. Bevor ich die Augen schließe, genehmige ich mir jedoch noch ein Bier – weil das Knüllgebirge hinter mir liegt.

Datum

14. September 2012 | 0:01

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