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Treffpunkt - Buluşma Noktası

Türkische und deutsche Kultur im Dialog

Arabesk-Abend oder anatolisches Rock-Konzert? Wie Berliner Türken feiern.

Immer wieder stellen mir Leute die Frage: „Wo kann man denn so hingehen, wenn man mal so typisch türkisch abfeiern kann?“ „Ja, dann schleicht ihr euch am Besten in einen der zahlreichen Hochzeitssäle und schwingt die Hüften auf einer türkischen Hochzeit.“, antworte ich dann meistens und muss schmunzeln. Was heißt denn das überhaupt „typisch türkisch abfeiern“? Geht es dabei um türkische Musik? Wenn ja, welche? Oder geht es um die türkische Art zu feiern, was auch immer das heißen mag? Wo und wie Berliner Türken feiern ist ganz unterschiedlich, doch schon zu Anfang kann man etwas festhalten: Türkische Musik ist das A und O!

Um herauszufinden welche Attribute maßgeblich die Feierlaune junger Türken in Berlin beeinflussen, habe ich per soziales Netzwerk die Frage „Was ist das Wichtigste beim Feiern?“ gestellt. In der nicht repräsentativen Umfrage bei Facebook kam heraus, dass in der Altersgruppe der 15 – 35 jährigen Deutschtürken die orientalischen Dance-Songs die Feier ausmachen (siehe Abbildung). Türkische Musik geht eben durch Mark und Bein und muss regelmäßig betanzt werden – auf Partys, Konzerten, in Clubs und auf Festivals.

Klar, in der Umfrage auf meiner Facebook-Seite mit knapp 6.000 Usern wurden noch andere Attribute für die perfekte Sause genannt: So sind für feierwütige Türken, nach der türkischen Musik, eine angesagte Location und ein nobles Ambiente wichtig. Ein junger User kommentierte, dass „Bunnys“, also Mädels, eine ebenso wesentliche Rolle beim Amüsieren spielen – erscheint logisch bei der oben genannten Altersgruppe. Es ist im türkischen Nachtleben auch nicht unüblich, dass männliche Besucher ohne weibliche nicht an den Türstehern vorbeikommen. Ein ausgewogenes Frau-Mann-Verhältnis belegt inoffiziell, dass es sich um ein gehobenes Event handelt. Die jungen Männer, die vor der Tür bleiben müssen, sehen das sicher anders…

Doch obwohl türkische Musik eine ganze Generation durch das Nachtleben stürzen lässt, sind nicht alle Partys mit türkischer Musik ein Besuchermagnet.

Was ist es also, was sich auf den Plattentellern drehen muss? Welche Beats müssen durch die Boxen rauschen und damit die jungen Deutschtürken elektrisieren?

„Das kommt ganz drauf an!“, weiß Djane İpek, die die türkische Partymeute rund um den Globus einheizt. „Deutschtürken haben ja keinen homogenen Geschmack.“

Die mehrfach ausgezeichnete DJane trifft den Nerv der Leute und bringt die Partys zum Kochen. „Die Deutschtürken sind genauso vielfältig wie alle anderen und weinen sich den einen Tag bei einer Arabesk-Veranstaltung die Augen aus dem Kopf und besuchen ein paar Tage später ein türkisches Rock-Konzert.“ Die Berlinerin genießt die bunte Musikwelt und bietet ihrem Publikum ihren eigens kreierten „Berlinİstan“-Sound. Ihre akustischen Darbietungen tragen immer İpekçioğlus beliebte Note, unterscheiden sich aber je nach Publikum, Anlass und Location.

„Das ist genau das, was ich an meinem Job und meinem deutschtürkischen Publikum so liebe“, schwärmt die DJane. „Auf einer Elektro-Minimal-Techno-Party gehen alle völlig verrückt auf der Tanzfläche ab, während Hip-Hop-Partys werden regelmäßig Revolutionen angezettelt und dann gibt es noch die legendären „Gayhane“-Partys im Berliner SO36, bei denen die Leute bei Belly-Musik oder kurdischem Halay total ausflippen.“

Fazit ist, dass „typisch türkisches Feiern“ kaum zu definieren ist. „Typisch türkisch“ gibt es nicht, außer die Lust am Feiern…

Datum

Dienstag, 16.10.2012 | 21:17

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