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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

82 Viertausender in 80 Tagen

Michi Wohlleben (l.) und Ueli Steck

Michi Wohlleben (l.) und Ueli Steck

Sie sind unterwegs. Die beiden Topbergsteiger Ueli Steck aus der Schweiz und Michi Wohlleben aus Deutschland haben heute den ersten der 82 Viertausender der Alpen bestiegen, den 4048 Meter hohen Piz Bernina in Graubünden in der Schweiz. Um zehn Uhr erreichten sie den Gipfel, nachdem sie die Nacht auf der Tschiervahütte auf 2573 Metern Höhe verbracht hatten. Innerhalb von nur 80 Tagen wollen der 38 Jahre alte Ueli und der 24 Jahre alte Michi alle Alpen-Viertausender in der Schweiz, Italien und Frankreich besteigen, wenn möglich nicht auf den Normalwegen, sondern auf anspruchsvolleren Routen.

Schluss mit der Rekordjagd

Die geplante Route durch die Alpen

Rund 100.000 Höhenmeter kommen für die beiden Gipfelstürmer so in diesem Sommer zusammen. Den Abstieg verkürzen sie, wo es geht, indem sie mit dem Gleitschirm talwärts fliegen. Die Strecke zwischen den Bergen legen Steck und Wohlleben mit dem Fahrrad zurück. Es sei lediglich eine Reise durch den Sommer, so Steck. „Es geht mir um eine Botschaft, die ich auch an mich selber richte“, sagte der Schweizer der Neuen Zürcher Zeitung. „Die Botschaft, dass dem Rekordstreben Gefahren innewohnen. Wenn ich nämlich in diesem Film drinbleibe, immer schneller, höher und weiter, dann endet es irgendwann tödlich, das weiß ich.“

Im Herbst zum Nuptse

Im Herbst 2014 war Steck am Achttausender Shishapangma in Tibet knapp der Lawine entgangen, die den deutschen Bergsteiger Sebastian Haag und den Italiener Andrea Zambaldi das Leben gekostet hatte. 2013 bei seinem Solo-Trip durch die Annapurna-Südwand hätte Ueli nach eigenen Worten die Schraube fast überdreht. „Ich habe dort sogar akzeptiert, dass ich wahrscheinlich nicht lebend zurückkomme. Und das ist zuviel“, erzählte mir Ueli vor ein paar Monaten. So ganz sagt der Schweizer Topkletterer dem Extremen aber nicht adieu. Im Herbst will er mit dem US-Amerikaner Colin Haley am 7804 Meter hohen Nuptse East (in der Nachbarschaft des Mount Everest) im Alpinstil die Route von Valeri Babanov und Yuri Kosholenko wiederholen. Den beiden Russen war 2003 erstmals gelungen, den Gipfel des Nuptse East über den Südpfeiler zu besteigen. Bis auf eine Höhe von 6400 Meter legten sie Fixseile – was in der Kletterszene zu einer Kontroverse über ihren Stil führte. Die Route sei durch Haken und Fixseile „entweiht worden“, kritisierte der US-Kletterer Steve House, der 2002 im Alpinstil auf derselben Route eine Höhe von 7200 Metern erreicht hatte. Babanov konterte: „Der Berg wartet. Du brauchst einfach nur hinzugehen und zu klettern!“

Datum

11. Juni 2015 | 13:36

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