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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Am Nanga Parbat verstiegen

Umkehrpunkt des Trios

Umkehrpunkt des Trios

Und täglich grüßt das Murmeltier. Wieder geht ein Winter zu Ende, ohne dass der Nanga Parbat bestiegen worden ist. Der neunthöchste Berg der Erde behält seine „weiße Winterweste“. Noch nie stand ein Bergsteiger in der kalten Jahreszeit auf dem 8125 Meter hohen Gipfel in Pakistan. Der Nanga Parbat und der K 2 sind die einzigen der 14 Achttausender, die noch ohne Winterbesteigung sind. Immerhin, viel fehlte diesmal nicht zum Gipfelerfolg. Der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol schafften es Mitte Januar bis auf eine Höhe von etwa 7800 Metern, ehe sie wegen zu großer Kälte und zu starken Windes umkehren mussten. Noch einige Meter höher (geschätzt 7830 Meter) stiegen am vergangenen Wochenende der Baske Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistaner Muhammad Ali. Der Gipfelerfolg war greifbar nahe, doch ein Fehler machte alle Chancen zunichte.

Höhenkrankheit verhindert weiteren Versuch

Das Trio verpasste den richtigen Zustieg zum Gipfel und steckte plötzlich in einer Sackgasse. Alex, Daniele und Muhammad blieb nichts anderes übrig, als wieder zum letzten Lager auf 7200 Metern abzusteigen. Eigentlich wollten sie einen Tag später einen weiteren Versuch wagen, doch Muhammad Ali zeigte Symptome, die auf ein lebensbedrohliches Höhenhirnödem hindeuteten. „Als wir morgens aufbrechen wollten, sahen wir, wie er seinen Handschuh als Socke anziehen wollte und umgekehrt“, berichtet Alex in seinem Blog. „Wir fragten ihn nach seinem Alter und seinen Kindern, und er erzählte Unsinn.“ Damit war klar: der Pakistaner musste so schnell wie möglich in tiefere Regionen. Ein weiterer Gipfelversuch hätte wohl seinen Tod bedeutet. Es gelang Alex und Daniele, Muhammad ins Basislager zurückzubringen. Sein Zustand besserte sich zusehends, je tiefer sie kamen.

Orientierungslos

Die Höhenkrankheit des pakistanischen Bergsteigers könnte auch der Grund gewesen sein, warum sich die Seilschaft bei ihrem Gipfelversuch verstieg. Die beiden Europäer überließen Muhammad die Routenwahl. “Wir vertrauten ihm während des Vorstoßes, weil er den Gipfel (im Sommer) schon zweimal erreicht hatte“, sagt Alex. „Doch er bewegte sich orientierungslos, als ob er Angst hätte. Bis er uns dann plötzlich sagte, dass wir auf dem falschen Weg seien und keine andere Wahl hätten, als nach Lager 4 zurückzukehren.“

Datum

17. März 2015 | 17:49

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