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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Ang Nima, der „Eisbruch-Doktor“, ist tot

Ang Nima Sherpa vor dem Khumbu-Eisbruch

Ohne seine Hilfe wären die meisten Bergsteiger, die den Mount Everest bestiegen, chancenlos gewesen. Ang Nima Sherpa, der legendäre „Eisbruch-Doktor“, hatte 37 Jahre lang einen der gefährlichsten Jobs am höchsten Berg der Erde. Mit seinen Helfern legte er die Route durch den tückischen Khumbu-Eisbruch, der sich über dem auf 5300 Metern gelegenen Basislager 600 Meter hoch erhebt. Ang Nima sei am vergangenen Freitag im Alter von 59 Jahren in seinem Heimatdorf Pangboche gestorben, teilte jetzt Ang Tshering Sherpa mit, der Ehrenpräsident des Nepalesischen Bergsteigerverbands.

Extrem gefährlich 

„Die ‚Icefall Doctors’ haben ihren Anteil an jeder erfolgreichen Expedition zum Mount Everest, Lhotse und Nuptse“, würdigt Ang Tshering die Arbeit der Sherpas, die alljährlich den günstigsten Weg durch das Eislabyrinth auskundschaften, Aluminiumleitern über die Spalten sowie Fixseile legen und anschließend regelmäßig die Sicherheit der Route kontrollieren. „Es ist ein extrem gefährlicher Job, bei dem ihnen Tag für Tag Gefahren drohen wie Lawinen, Gletscherbewegungen und einstürzende Seracs. Hunderte von Bergsteigern verlassen sich auf die Seile und Leitern, die diese Männer gelegt haben, und könnten ohne deren Hilfe den Mount Everest nicht besteigen.“ 

No money, no honey  

Gefährlicher Eisbruch

Ang Nima gehörte zu den dienstältesten „Icefall Doctors“. Bei einer religiösen Zeremonie im Kloster von Khumjung fragte ihn 1975 ein befreundeter Sherpa, ob er nicht bei den Arbeiten im Khumbu-Eisbruch helfen wolle. Bei dieser Expedition gelang es später den Briten Doug Scott und Dougal Haston, erstmals die steile Everest-Südwestwand zu durchsteigen. Für Ang Nima war es der Beginn einer langen Karriere. „No money, no honey“, sagte der Sherpa lachend, wenn er danach gefragt wurde, warum er immer wieder an seinen gefährlichen Arbeitsplatz zurückkehre. Schließlich musste der Sherpa eine Frau und sechs Kinder ernähren. „Wir beten jeden Morgen, dass uns nichts passiert“, sagte Ang Nima. „Chomolungma, Göttinmutter, hilf mir!“ 

Der Gipfel blieb ihm versagt 

Ang Nima arbeitete auch oberhalb des Eisbruchs. So brachte er 1992 auf der Normalroute fünf Sauerstoffflaschen bis hinauf zum so genannten „Balkon“ auf 8500 Metern. Der Sherpa wollte bis zum Gipfel weitersteigen, wurde jedoch vom Basislager aus zurückgepfiffen. Im Eisfall war etwas zusammengebrochen, jemand musste die Route neu versichern. Höher als damals kam Ang Nima nie mehr. „Eines Tages möchte ich noch einmal versuchen, den Gipfel zu erreichen“, sagte er noch im April 2011. (Hört euch seine Worte an, die die US-Amerikanerin Molly Loomis aufgezeichnet hat!). Der Traum des „Eisbruch-Doktors“ ging leider nicht mehr in Erfüllung. R.I.P.

Ang Nima wäre so gerne auch auf den Gipfel des Everest gestiegen

Datum

30. Januar 2013 | 18:12

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