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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Ausgepumpt und wiederbelebt

Eva-Maria und Churchy waren meine moralische Unterstützung

Langsam kann ich wieder denken. Als ich hier oben in Lager 1 auf 5529 Metern eintraf, fühlte ich mich nur noch wie ein ausgewrungener Waschlappen. Völlig leer gepumpt, nach Luft japsend. Fast 1200 Höhenmeter auf einen Rutsch steckten in meinen Knochen. Ob ich die letzten 300 Höhenmeter alleine geschafft hätte, weiß ich nicht. Für mich war es eine große Hilfe, dass Eva-Maria, Churchy und Volker mit mir aufstiegen. Eva-Maria hatte einen richtigen Lauf, sie spurte für uns durch den weichen Schnee, als wäre es das Normalste der Welt. „Ich bin heute einfach gut drauf“, kommentierte sie ihre starke Leistung lapidar. Bis auf eine Höhe von 5200 Metern fühlte ich mich eigentlich auch ganz gut, aber irgendwo auf dem folgenden steilen Hang erwischte mich der „Mann mit dem Hammer“. Ich mag diese Passage ohnehin nicht. Jeden Schritt musst du sehr konzentriert setzen, um nicht wer-weiß-wohin abzurutschen. Und am Ende wartet noch eine kleine Kletterpassage. Die war heute ziemlich vereist, was nicht gerade dazu beitrug, meine gerade zitternden Waden zu beruhigen. Aber da waren ja noch meine Teamgefährten. „Super hast du den Tritt gesetzt“, feuerte mich Churchy von unten an. „Hier oben wird es lässig“, motivierte mich Eva-Maria am Ausstieg. Mit so viel mentaler Unterstützung pfuschte ich mich dann auch irgendwie  über diese Hürde.

Vogelwild

Exponierter Lagerplatz

Als wir nach etwa sechs Stunden in Lager 1 eintrafen, war unser Vorauskommando, bestehend aus Luis, Sven, Jürgen, Manuel, Singi und Chhongba, bereits dabei, die letzten Plätze aus dem Schnee zu hacken und die acht Zelte aufzustellen. „Ruht euch erst einmal aus!“, sagte Luis, nachdem er uns begrüßt hatte. Es dauerte eine Weile, bis ich wieder einigermaßen bei Kräften war und registrierte, was wir uns für einen vogelwilden Lagerplatz ausgesucht haben. Ich folgte Sven, der noch zehn Meter höher geklettert war, um von dort aus Bilder zu machen. Unsere acht Zelte stehen wie Zinnsoldaten nebeneinander auf einem ausreichend breiten Schneegrat, gut geschützt durch einen Felsen dahinter. Von hier aus haben wir einen grandiosen Blick auf den Siebentausender Mustagh Ata und die Berge ringsherum.

Lebensgeister kehren zurück

Sven hat wie immer vorgearbeitet

Jetzt liegen alle in den Zelten und schmelzen Schnee für Getränke und das Abendessen. Wir müssen viel trinken, um der Höhenkrankheit vorzubeugen und Kalorien tanken, um die leeren Speicher wieder aufzufüllen. Meiner jedenfalls war ziemlich ausgeplündert. Nach einer Portion Schweinefleisch mit Gemüse und Kartoffeln (gefriergetrocknet und mit heißem Wasser wiederbelebt), kehren meine Lebensgeister langsam wieder zurück. Bis morgen früh sollte ich mich auch wieder hinreichend erholt haben. Schließlich wollen wir einen Platz für Lager 2 auskundschaften, möglichst hoch gelegen. Die nächsten etwa 800 Höhenmeter warten.

P.S. Wo unser Lager steht, könnt ihr auf der rechten Blogseite sehen („Hier sind wir gerade“).

Datum

18. Juli 2014 | 15:59

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