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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Bergverbot für Everest-Schummler

Mount Everest

Mount Everest

Keine Gnade für die Everest-Schummler. Nach einem Bericht der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“ empfahl eine dreiköpfige Untersuchungskommission der nepalesischen Regierung, den beiden indischen Bergsteigern Dinesh und Tarakeshwari Rathod ihre Gipfelurkunden zu entziehen und dem Ehepaar mindestens zehn Jahre lang zu untersagen, zum Bergsteigen nach Nepal zu kommen. Es gilt als Formsache, dass das zuständige Tourismusministerium die Empfehlung abnickt.

Verbindungsoffiziere nicht im Basislager

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Die Kommission sah es als erwiesen an, dass die Rathods – wie berichtet – die Gipfelfotos eines anderen indischen Bergsteigers mit einem Bildbearbeitungsprogramm manipuliert und als Beleg für den eigenen Gipfelerfolg vorgelegt hatten. Auch die beiden Sherpas, die das indische Ehepaar beim Aufstieg begleitet hatten, sollen von der Gipfelliste gestrichen werden. Im Zuge des Skandals war auch bekannt geworden,  dass 15 der 32 nepalesischen Verbindungsoffiziere der Everest-Expeditionen im vergangenen Frühjahr nicht einmal im Basislager aufgetaucht waren, was sie jedoch nicht davon abgehalten hatte, Gipfelerfolge von Bergsteigern abzusegnen. Dass so gut wie jeder zweite Verbindungsoffizier zwar sein Geld kassierte, aber den Expeditionen fernblieb, überrascht kaum, ist vielmehr seit Jahren in Nepal eher gängige Praxis.

Nachlässiger Umgang auch in China

Der laxe Umgang mit Everest-Gipfelurkunden ist übrigens kein rein nepalesisches Phänomen. Auch die China Tibet Mountaineering Association genießt in der Szene den Ruf, Gipfelerfolge allzu nachlässig zu zertifizieren. Vielleicht wird eines nicht allzu fernen Tages tatsächlich der Gedanke der deutschen Bergsteigerin und Everest-Chronistin Billi Bierling Wirklichkeit, dass Gipfelanwärter am höchsten Berg – wie jetzt schon Langstreckenläufer oder auch Teilnehmer an Jedermann-Radrennen – mit elektronischen Chips ausgestattet werden. Doch auch Chips lassen sich bekanntlich hacken.

Update 17. November: Die indische Polizei hat Dinesh und Tarakeshwari Rathod wegen des Everest-Schummels bis auf weiteres suspendiert. Beide arbeiteten für die Polizei in der Stadt Pune.

Datum

19. August 2016 | 12:30

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