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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Billi Bierling am Cho Oyu: 3 Fragen, 3 Antworten

Billi in Tibet

Billi in Tibet

Jeder, der mehr als einmal auf Expedition in Nepal war, dürfte ihr wohl schon in Kathmandu begegnet sein. Billi Bierling arbeitet seit vielen Jahren als Assistentin der legendären Himalaya-Chronistin Elizabeth Hawley. Die inzwischen 92 Jahre alte US-Amerikanerin sieht in Billi ihre Nachfolgerin als Leiterin der Himalayan Database. Was viele nicht wissen: Bierling befragt nicht nur ankommende und abreisende Expeditionsmitglieder in den Hotels von Kathmandu für die Chronik, sondern ist selbst eine ambitionierte Höhenbergsteigerin. Die 49 Jahre alte Deutsche hat bereits vier Achttausender bestiegen: 2009 den Mount Everest, 2011 den Lhotse und den Manaslu (diesen Gipfel erreichte sie ohne Flaschensauerstoff) sowie 2014 den Makalu. In diesem Herbst versucht sich Billi am 8188 Meter hohen Cho Oyu in Tibet.

„Ich habe mich in diesem Jahr für den Cho Oyu entschieden, da ich vor elf Jahren hier war und nur bis Lager 2 (auf 7200 Metern) gekommen bin“, schreibt mir Billi aus dem vorgeschobenen Basislager. „Es war mein erster Achttausender, und damals war ich überzeugt dass ich für solche hohen Berge nicht stark genug bin. Jetzt bin ich noch einmal hier. Und ich hoffe ganz arg, dass mich der sechsthöchste Berg dieses Mal akzeptiert. Und genauso wie am Manaslu möchte ich gerne ohne zusätzlichen Sauerstoff auf dem Gipfel stehen.“

Billi, der Cho Oyu könnte dein fünfter Achttausender werden? Du hast als Training Hunderte von Berglauf-Kilometern in den Beinen. Wie hoch schätzt du deine Chancen ein?

nepalesische Seite des Cho Oyu

nepalesische Seite des Cho Oyu

Ich glaube, dass ich besonders vom „Zugspitz-Ultratrail“ profitiere (das Rennen um die Zugspitze, den höchsten Berg Deutschland geht eine Distanz von mehr als 100 Kilometern und über 5000 Höhenmeter; Billi erreichte im vergangenen Sommer das Ziel nach 23:36.57 Stunden). Ich bin dafür im Training Hunderte von Berg-Kilometern gelaufen, und das kommt mir jetzt zugute. Ich fühle mich gut akklimatisiert, und auch nach vier Tagen am Berg fühle ich mich noch kräftig.

Wie sind die Verhältnisse am Cho Oyu?

Es ist relativ viel Schnee am Berg, der sich aber sehr gut konsolidiert hat. Bis jetzt war ich erst auf ca. 6800 Metern, oberhalb der Eiswand, und bis dorthin waren die Bedingungen gut. Ein österreichischer Kollege und ich wollen in den nächsten Tagen nach Lager 2 aufsteigen und dort zweimal übernachten. Damit wäre unsere Akklimatisierung abgeschlossen.

Billi Bierling

Billi Bierling

Neben dem Manaslu ist der Cho Oyu der meist nachgefragte Achttausender in diesem Herbst. Hat das Basislager Everest-Dimensionen?

Es ist interessant, denn in den letzten zehn Jahren sind Manaslu und Cho Oyu sehr kommerzialisiert worden. Beide Berge werden von den kommerziellen Anbietern als Vorbereitung für den Everest angeboten. Bis vor zehn Jahren sind die meisten Bergsteiger ohne Atemmaske aufgestiegen, nun benutzt die Mehrheit zusätzlichen Sauerstoff. Ich denke, es sind 250 bis 300 Bergsteiger hier, alleine eine große tibetisch-chinesische Expedition mit etwa 150 Leuten. Aus diesem Grund ist es gut, dass ich hier bin, denn normalerweise gehen uns diese Expeditionen für die Himalayan Database natürlich durch die Lappen.

Datum

21. September 2016 | 11:14

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