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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Dujmovits wählt Everest-Normalroute – „so schwer es mir fällt“

Ralf Dujmovits

Ralf Dujmovits

„Es wäre ein Traum gewesen, diese schöne Route zu nehmen, aber ich traue mich nicht in das Bröselzeug hinein.“ Ralf Dujmovits klingt ein wenig enttäuscht, als er mich aus dem vorgeschobenen Basislager (ABC) auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest über Satellitentelefon anruft. Eigentlich wollte der 52-Jährige über die Route aufsteigen, die Reinhold Messner bei seinem Alleingang 1980 eröffnet hatte: unterhalb des Nordgrats, dann durch den oberen Teil des Norton-Couloirs, aufs Gipfelplateau. Der Wind sei schuld, dass er seinen Plan aufgegeben habe, erklärt Ralf: „ Es bläst seit 14 Tagen. Im oberen Bereich des Norton-Couloirs, dort wo es am steilsten ist, gibt es eine felsige Unterbrechung. Dort liegt kein Schnee, wahrscheinlich ist es eher sandig.“ Auch die Stelle, an der Messner einst aus der Rinne in die Gipfelflanke stieg, sei schneefrei. Diese Herausforderung auf über 8000 Metern sei ihm zu groß, da er alleine und ohne Flaschensauerstoff unterwegs sein werde. „Das ist mir zu schwierig, zu spannend. Ich bin nicht mehr der Jüngste, dafür reichen meine Kräfte nicht.“ Er werde es jetzt über den Normalweg versuchen, „so schwer es mir fällt.“

Allein am Berg

Wenig Schnee im und am Norton-Couloir

Wenig Schnee im und am Norton-Couloir

Dujmovits ist der erste und bislang einzige Deutsche, der alle 14 Achttausender bestiegen hat. Nur am Everest, 1992, griff er zu Flaschensauerstoff. Diese Scharte würde Ralf gerne noch auswetzen. Dieser sechste Versuch am Everest werde aber definitiv sein letzter sein, hat der erfolgreichste deutsche Höhenbergsteiger vor seiner Abreise gesagt.

Ralf fühlt sich fit, von Erkältungen oder anderen Krankheiten blieb er bisher verschont. Seine Akklimatisation ist abgeschlossen, sie verlief nicht ganz nach Plan. Eigentlich wollte Dujmovits am Wochenende noch eine zweite Nacht in seinem Lager auf 7600 Metern übernachten, doch es war zu windig. Deshalb stieg er am Sonntag wieder ins ABC auf 6400 Metern ab. Zuvor hatte er auf 7700 Metern einen Materialsack deponiert, mit Zelt, Schlafsack, Kocher und Essen. „Ich trage mein Zeug selbst“, sagt Ralf. „Gestern war ich am Berg komplett allein.“

Nicht im Stau stehen

Blick auf den Nordsattel, dahinter der Changtse

Blick auf den Nordsattel, dahinter der Changtse

Auch das ABC sei noch ziemlich verwaist. Eine chinesische Gruppe sei dort, dazu gesellten sich ein paar vereinzelte Bergsteiger. Das seien nicht gerade die Vorboten der ersten großen Besteigungswelle der Saison, über die im Internet spekuliert werde, sagt Ralf. Er erwartet eher den 25. und 26. Mai als mögliche Gipfeltage. Ein erstes Wetterfenster öffne sich zwar wohl schon am 23. Mai, „voraussichtlich aber noch mit zu viel Wind, um ohne Atemmaske aufzusteigen“. Wahrscheinlich konzentriere sich die Mehrheit der insgesamt neun Gruppen auf den späteren Termin. Wann er selbst aufbrechen wird, lässt Dujmovits deshalb noch offen. „Ohne Flaschensauerstoff kann ich es mir nicht leisten, im Stau zu stehen.“ Er will sich auch noch mit dem erfahrenen Innsbrucker Meteorologen Charly Gabl beraten. Möglicherweise gebe es Anfang Juni ja noch ein weiteres Schönwetterfenster.

Zwei Sherpas brachen ab

Die Nachricht von der verheerenden Lawine im Khumbu-Eisbruch, bei der am Karfreitag 16 Nepalesen ums Leben kamen, habe sich natürlich auch auf der Nordseite schnell herumgesprochen, erzählt der 52-Jährige: „Fast alle nepalesischen Sherpas, die für die Teams hier arbeiten, haben bei dem Unglück Angehörige oder Freunde verloren. Zwei, drei Tage lang herrschte eine sehr traurige Stimmung im Basislager. Zwei Sherpas brachen ihre Expeditionen ab. Einer von ihnen ist inzwischen wieder zurückgekehrt. Ansonsten haben wir von der Unruhe auf der Südseite nicht so viel mitbekommen.“

Datum

19. Mai 2014 | 22:34

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