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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Erfolg an der Chogolisa

Das beeindruckende Gipfeltrapez der Chogolisa

Das beeindruckende Gipfeltrapez der Chogolisa

Der Berg sieht aus, wie Kinder ein Satteldach malen, nur in weiß. Die 7665 Meter hohe Chogolisa in Pakistan ist ein echter Blickfang. Wenn du bei gutem Wetter auf dem Concordiaplatz stehst , wo mehrere Gletscher des Karakorum zusammenfließen, gilt der erste Blick meist dem K 2, dem König der Achttausender. Drehst du dich dann aber um 180 Grad, kannst du eigentlich kaum anders als diesen trapezförmigen, schönen Berg zu bewundern. Nach über zwei Jahrzehnten ohne Besteigung standen jetzt die beiden Österreichern David Lama und Peter Ortner auf dem Gipfel der Chogolisa.

Buhls tödlicher Absturz

Der Name des Bergs bedeutet in der Sprache der Balti „Die große Jagd“ – wegen der vielen Steinböcke, die die Einheimischen früher zu Füßen des Siebentausenders vorfanden. Englische Entdecker tauften die Chogolisa auch „Bride Peak“, weil sie das riesige Schnee- und Eiskleid des Bergs an eine Braut erinnerte. Bereits 1909 kamen italienische Bergsteiger an der Chogolisa bis auf 7498 Meter, gut ein Jahrzehnt hielt dieser Höhenrekord. Berühmt wurde der Berg jedoch durch einen tödlichen Unfall. Am 27. Juni 1953 stürzte der Achttausender-Pionier Hermann Buhl in den Tod, als auf dem Gipfelgrat in 7200 Metern Höhe eine Wechte brach. Mit seinem österreichischen Landsmann Kurt Diemberger hatte Buhl die Chogolisa erstmals besteigen wollen, wenige Tage, nachdem ihnen mit zwei weiteren Österreichern die Erstbesteigung des nahe gelegenen Achttausenders Broad Peak gelungen war.

Kurt Diemberger über Hermann Buhls Tod am 27.6.1957

1958 erreichten japanische Bergsteiger den 7654 Meter hohen Nordostgipfel (Chogolisa II). Erst 1975 verbuchten die Österreicher Fred Pressl und Gustav Ammerer die eigentliche Erstbesteigung, als sie auf dem höchsten Punkt, dem Südwestgipfel, standen. Nach der Überschreitung beider Gipfel durch eine britische Expedition im Jahr 1986 wurde es still um die Chogolisa. Einige wenige Expeditionen versuchten sich an dem Berg, scheiterten aber.

Cerro Torre frei geklettert

David auf den letzten Metern (Foto: David Lama)

Jetzt also haben es die Österreicher David Lama und Peter Ortner geschafft, sich durch die Eis- und Schneeflanken bis zum Gipfel zu wühlen. „Ich bin ein Kletterer, was mache ich hier eigentlich?“, fragt sich der 22 Jahre alte David in einem Video, das beide nach ihrem Erfolg veröffentlichten. „Die Höhenerfahrung hier nimmt mir aber keiner mehr.“ Der Sohn eines Nepalesen und einer Österreicherin begann seine Karriere als Sportkletterer. Anfang des Jahres sorgten Lama und Ortner für Furore, als sie den legendären Cerro Torre in Patagonien frei kletterten, also Haken, Klemmkeile und Seile nur nutzten, um sich zu sichern, nicht um sich daran fortzubewegen. Die damals zu lesende Schlagzeile „Kompressor-Route befreit“ stimmt jedoch nur bedingt, da die beiden nach eigenen Angaben im letzten Abschnitt von der 1970 in den Fels gebohrten, umstrittenen Route des Italieners Cesare Maestri abwichen.

Film-Drohne

Kritiker werfen Lama vor, ein Meister der Selbstdarstellung zu sein. Mag sein, doch so viel steht fest: Der Jungstar weiß sich geschickt und durchaus kreativ zu vermarkten. Als er mit seinem 29 Jahre alten Kletterpartner Ortner vor seinem Chogolisa-Abenteuer einen der beeindruckenden Trango-Türme im Karakorum bestieg, setzten die beiden eine Video-Drohne ein, um ihren Aufstieg zu filmen. Überzeugt euch selbst, die Bilder (© Mammut/Corey Rich/Dedicam) sind spektakulär:

Datum

29. September 2012 | 22:31

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